Im Winter so viel trinken wie im Sommer

Dr. Silke Kranz

Während Sie diese Zeilen lesen, stehe ich höchstwahrscheinlich auf der Loipe und eröffne meine heurige Langlaufsaison. Endlich – immerhin warte ich jedes Jahr seit Mai auf den ersten Schnee. Das war für mich Anlass genug, um heute den Flüssigkeitsbedarf während sportlicher Belastungen im Winter zu thematisieren.

Reicht es eigentlich aus, sich nach dem Training mit einem Jagatee wieder aufzuwärmen?

Logischerweise nicht. Alkohol erweitert unsere Gefäße und ist damit zum Aufwärmen prinzipiell nicht geeignet. Außerdem wird die Regenerationsfähigkeit blockiert, wodurch sich der Trainingseffekt vermindert – die ganze Mühe wäre also umsonst.

Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Kälte und Höhenluft die Harnausscheidung steigern. Was wir im Sommer über den Schweiß verlieren, geht im Winter also über die Nieren verloren. Der Flüssigkeitsbedarf während körperlicher Belastung bleibt demnach unabhängig von der Witterung beinahe gleich. Dieser Bedarf ist abhängig von Ihrem Trainingszustand. Nachdem unser Durstgefühl in kalter Umgebung circa um die Hälfte her abgesetzt ist, sollten Sie am besten Ihre Trinkmenge an jene während angenehmer Temperaturen anpassen.

Unsere Nieren haben zwar die Fähigkeit, Nährstoffe zu einem gewissen Teil zurückzuhalten, doch gehen immer auch Blutsalze wie Natrium oder Kalium verloren. Das bedeutet, dass es auch im Winter empfehlenswert ist, isotonische Getränke zu konsumieren und nicht nur Wasser oder Tee.

Damit sind wir bereits bei der Temperatur angekommen. Kalte Getränke muss unser Körper erst auf Körpertemperatur erwärmen, was zusätzliche Energie verbraucht. Außerdem werden Atemwegsinfekte und sogar Durchfallerkrankungen begünstigt. Idealerweise sollten Sie also lauwarm trinken. Nur, wie lässt sich das Outdoor im Schnee bewerkstelligen?

Wenn Sie Schneeschuhwandern oder eine gemütliche Skitour machen, nehmen Sie einfach eine Thermoskanne mit. Wollen Sie nicht pausieren, gibt es auch isolierte Trinkblasen und sogar Neoprenüberzüge für den Schlauch, damit Ihr Getränk nicht auskühlt. Speziell fürs Langlaufen eignen sich Nierentaschen, die Sie sich einfach wie einen Gürtel umschnallen können. Der ganze Körper dieser Tasche ist quasi eine Thermoskanne, meist mit großem Schraubverschluss und noch einem kleinen Fach für Schlüssel, Geld, Handy und ähnliches.

Mit all’ diesen kleinen Helferlein bleibt keine Ausrede mehr, im Winter nicht genug zu trinken – und eigentlich auch keine Ausrede, zuhause sitzen zu bleiben!

Autorin Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell

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