"Ich bin überrascht vom Zuspruch"

"Ich bin überrascht vom Zuspruch"
Mowara schließt zwei Filialen, der Online-Handel boomt, kleine Läden eröffnen. Die Buchhandel ist im Umbruch.

Für Thalia-Geschäftsführer Josef Pretzl  ist die Entwicklung im Buchhandel „sehr, sehr spannend. Wir machen ein Viertel des Weihnachtsgeschäftes bereits im Internet. Der globale  online-Handel ist unser aller Herausforderung.“ Denn man muss heute über alle Kanäle jederzeit erreichbar sein.“


Es sei wichtig, im digitalen Geschäft vertreten zu sein. Thalia mache dies auf zwei Ebenen: Mit dem elektronischen Lesebuch Oyos und mit dem online-Shop. Darüber hinaus macht  Thalia im stationären Handel, in den Buchhandlungen, bereits ein Drittel des Umsatzes mit anderen Produkten als mit Büchern. Pretzl: „Dieser Anteil kann sich bis zu 40 Prozent steigern. Denn im stationären Handel geht es um das Einkaufserlebnis. Die Menschen sind in ihrer Freizeit shoppen unterwegs. Bücher alleine reichen nicht mehr aus, sie brauchen Unterstützung.“ Thalia richtet dazu Themenwelten ein. Das bedeutet beispielsweise in der Kinderbuchabteilung, dass dort auch Spiele, Spielwaren, Trendserien, Familienratgeber und DVDs  angeboten werden.

„Es geht um den Kundennutzen. Mit diesem zusätzlichen Angebot bringen wir Kunden ins Geschäft. Damit können wir die Besucherfrequenz halten.“ Es müssten Themenwelten inszeniert werden, das mache den Einkauf bei Thalia interessanter.

 

Zwei Trends

Nach Einschätzung von Pretzl wird die Zukunft von zwei Trends geprägt. Von großen Marken wie Thalia und von Nischenanbietern und Spezialisten wie zum Beispiel der Buchhandlung Alex am Linzer Hauptplatz. Der Mittelbau werde rasiert werden.  Die Buchhandlung Morawa   schließt ihre Filialen in der Pluscity und am Linzer Hauptbahnhof.  Pretzl dazu: „Morawa ist ein hervorragender Großhändler, mit dem wir gut zusammenarbeiten. Aber die Retailmarke ist einfach  Thalia.“  Die Buchhandlung am Hauptbahnhof soll unter einem anderen Namen weitergeführt werden.


Völlig gegen den rückläufigen Trend im Buchhandel agiert Susanne Koch. Die 52-Jährige hat sich Anfang Oktober mit einem 30-Quadratmeter-Laden in der Gmundner Innenstadt selbstständig gemacht. „Der Wunsch nach einem eigenen Geschäft hat immer in mir geschwelt. Ich hatte mich aber nie darübergetraut. Nachdem ich im Frühjahr zum vierten Mal in sechs Jahren meine Arbeitsstelle verloren habe (das Geschäft ging in Konkurs, Anm.d. Red.) und die Filiale einer großen Buchkette in Gmunden geschlossen hat, habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.“ Ein guter Freund habe sie  motiviert. Mach es endlich! Das, was du gut kannst, machst du auch gut, habe er gesagt.  „Auch wenn ich andere Jobs ausgeübt habe, bin ich im Grunde meines Herzens immer Buchhändlerin geblieben. Buchhändler sind eine besondere Spezies. Sie tauchen immer wieder auf, auch wenn sie als Verlagsvertreter fahren müssen.“

Service

Susanne Koch definiert sich selbst als „altmodische Buchhändlerin. Es ist alles entschleunigt, ruhig, es gibt keine Geräuschkulisse. Ich komme mit den Kunden ins Gespräch, die Stimmung ist sehr lustig.“ Sie führe das Geschäft mit Sabine, einer kompetenten Kollegin, die auch schon 30 Jahre Buchhändlerin sei. Die beiden kennen viele Gmundner persönlich. Ihre Klientel seien richtige Leser und  viele Mütter mit kleinen Kindern. Diese schätzten das persönliche Service und die Kompetenz. Bisher hat sich Kochs  Initiative  bezahlt gemacht. „Ich bin überrascht vom Zuspruch.“

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