"Holz produziert keinen Abfall"

Forstarbeiter Josef Ledinger fällt vier Bäume pro Stunde
Der Rohstoff wird vielfach verwendet: zur Energie-Produktion, für Geschirrspüler-Tabs, für Textilien.

Baden in der Waldluft ist ein Trend aus Japan, der zunehmend Anhänger in unseren Breiten gewinnt. "Die Bäume tauschen untereinander im Wege von Duftstoffen Informationen aus. Zum Beispiel über Schädlinge. Diese Duftstoffe, Terpene genannt, haben für den Menschen eine sehr heilsame Wirkung. Sie stärken das Immunsystem. In Japan wird empfohlen, dass man pro Monat zwei Tage im Wald verbringen sollte", erläutert Markus Hofer, Geschäftsführer von proHolz. Nadelwälder eignen sich besonders gut. Die höchsten Duftstoff-Konzentrationen gibt es nicht bei Schönwetter, sondern bei Nebel und bedeckter Witterung.

Für proHolz-Obmann Georg Starhemberg sind Bäume und Wälder der Inbegriff für Nachhaltigkeit. "Es würden keine Bäume stehen, wenn sie nicht die Großväter gepflanzt hätten. Während der Lebenszeit eines Menschen gibt der Baum keinen so großen Schatten, dass man darin verweilen könnte. Aber die Kinder und Enkelkinder schon. Das heißt vorausdenken, pflegen, geduldig sein, abwarten, enkeltauglich leben und wirtschaften. Das ist in der Forstwirtschaft das Credo."

Zur Familienstiftung Starhemberg gehören 5600 Hektar Wald, die sich über 35 Gemeinden erstrecken. "Nachhaltig zu denken ist in der Forstwirtschaft unumgänglich", so Starhemberg, der sich für die Holznutzung engagiert. "Holz kann viele Probleme der Zukunft lösen." Holz produziert beispielsweise keinen Abfall. Es ist in jeder Art und Weise verwend- und nutzbar. Zum Beispiel bei der Produktion von Textilien oder für die Tabs von Geschirrspülern. 42 Prozent der Fläche Oberösterreichs sind mit Wald bedeckt. Die rund 500.000 Hektar werden von circa 40.000 Waldbesitzern bewirtschaftet. Bei 73 Prozent der Fläche steht die Nutzfunktion, also die Produktion von Holz und Biomasse, im Fokus der Bewirtschaftung. "Ich bin selbst mit elf anderen Landwirten Betreiber eines Biomasseheizwerkes in meiner Heimatgemeinde Meggenhofen", erzählt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. "Ich bin nicht nur energieautark, sondern Energielieferant. Ich habe selbst eine Hackschnitzelheizung, eine Solar- und eine Fotovoltaikanlage." Für viele Bauern sei der Wald auch ein Einkommensbringer. "Wir brauchen die gesamte Wertschöpfungskette. So produziert zum Beispiel Team 7 das Corpusholz für die Steinway-Flügel, die in Hamburg hergestellt werden." Hier gehe es um eine spezielle Leimtechnik, damit der Klang nicht beeinträchtigt werde. Steinway ist der weltgrößte Flügelerzeuger.

Ein weiterer Bereich ist die Bautechnik. Holz sorgt für die größten Spannweiten und ist hier besser als Stahl und Beton. Trotz Nutzung wächst die Waldfläche in Österreich. Jedes Jahr um rund 5500 Fußballfelder. Markus Hofer: "Das Holz, das für ein Einfamilienhaus benötigt wird, wächst in dreieinhalb Minuten nach."

Rudolf Ortner ist von Holz absolut überzeugt. Der 35-Jährige trägt sogar eine Holzbrille. Er führt das Sägewerk, das erstmals 1408 als Mühle urkundlich erwähnt wurde, in Tragwein in sechster Generation. 20 Mitarbeiter und drei Lehrlinge verarbeiten jährlich 25.000 Festmeter. 68 Prozent gehen als Schnittholz raus, der Rest geht in die Pellets- und Papierindustrie. "Wir sind ein Nadelholzsägewerk. Wir verarbeiten Fichte, Tanne, Kiefer und Lerche. Die Sägeindustrie ist mittlerweile eine hochinnovative Branche. Wir produzieren hier unter anderem künstlich gealtertes Holz, das Retro-Timber. Holz wird in drei Wochen so gealtert als ob es 200 Jahre alt wäre.Ohne dass es statische Eigenschaften verliert." Sehr gut verkaufen sich auch die Hochbeete. "Wir verwenden dafür ausschließlich Lerchenholz aus dem Mühl- und Waldviertel. Die Beete werden großteils über das Internet vertrieben." Sie kosten 400 Euro.

"Wir bekommen das Rundholz angeliefert und entscheiden dann über den Verwendungszweck. Wenn es sehr hochwertig ist, bekommt es der Tischler, wenn es besondere statische Eigenschaften hat, bekommt es der konstruktive Holzbau. Oder wir machen Holz für das Verpacken von Maschinen." Holz ist für Ortner der Inbegriff von Ökologie. "Es ist CO2-neutral, es wächst nach. Die Fräs- und Hobelspäne gehen in das Heizwerk, die Rinde wird zerkleinert und dient als Rindendekor, beim Schneiden entstehen Sägespäne, die in die Pelletsindustrie gehen. Das Hackgut geht nach Nettingsdorf in die Papierindustrie.

Andrea Scheuchenpflug trägt Gehörschutz. Die 19-Jährige arbeitet mit einem Pressluft-Tacker, um die verschiedenen Holzteile zu einer Fertighauswand zusammenzufügen. Sie ist im letzten Lehrjahr der Zimmerei. Für eine Frau noch immer ein ungewöhnlicher Beruf. "Ich komme aus einer Landwirtschaft, da macht mir diese Arbeit nichts aus. Ich mag das Holz", sagt sie.

Christian Buchner (42) ist mit seiner Firma Holzbau Buchner in Unterweißenbach seit 35 Jahren im ökologischen Holzbau tätig. Seit fünf Generationen sind die Buchners Zimmerleute. 80 Mitarbeiter sorgen für einen jährlichen Umsatz von rund zehn Millionen Euro. Zwischen 5000 und 6000 Kubikmeter Holz werden zu Einfamilienhäusern, Dachstühlen, Zu- und Aufbauten und landwirtschaftlichen Gebäuden verarbeitet. Pro Jahr werden zwischen 40 und 50 Holzfertighäuser hergestellt. Der Preis hängt von der Eigenleistung ab, Buchner meint, dass Kosten eines Holzhauses in etwa dem eines Ziegelhauses entspricht. Der Vorteil von Holz und der Holzbauweise ist, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Der Rohstoff wächst in der Region und wird von Mitarbeitern aus der Region verarbeitet. Beim Bau eines Feuerwehrdepots in Steinbach am Ziehberg wurde nachgewiesen, dass 167 Prozent mehr Wertschöpfung in der Region bleibt als im Vergleich zu konventionellen Baustoffen.

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