Hip und seit Kurzem "brotsüchtig"

Im „Café Valdes“ sind die Wände mit Fotos von Zigarrenrauchern geschmückt. Untertags ein Kaffeehaus sind die Nächte karibisch: Es gibt 130 Sorten Rum und Tanz zu kubanischer Musik
Kreativität, Nachhaltigkeit und Lebenslust charakterisieren das Einkaufserlebnis in der Linzer Herrenstraße.

Wer vom Linzer Landhauspark kommend auf dem kürzesten Weg zum Mariendom schlendert, muss zwangsläufig durch die Herrengasse. Nimmt man sich dabei Zeit, ein wenig nach links und rechts zu blicken, kann man Interessantes entdecken.

Der schmale, von altehrwürdigen Bürgerhäusern umsäumte, Straßenzug gilt – zumindest bis zur Ecke Baumbachstraße – als individuellste Einkaufsmeile der Landeshauptstadt. Wer nachhaltig und qualitätsbewusst denkt und vielleicht auch noch ein bisschen hip sein will, findet hier auf wenigen Hundert Metern eine Vielzahl an spannenden kleinen Läden und originellen Genusstempeln.

Das aktuell neueste Geschäft heißt "brotsüchtig". Eigentümer sind die Schwäger Stefan Faschinger und Oliver Raferzeder. Vor wenigen Tagen erst öffneten die beiden Quereinsteiger – Faschinger hat Innovations- und Produktmanagement studiert, Raferzeder kommt aus der IT-Branche – in der Herrenstraße 8 ihren Shop.

"Der Standort ist sensationell, wir waren seit Beginn noch an jedem Tag ausverkauft, obwohl wir die Produktion ständig weiter erhöht haben", schwärmt Faschinger. Seine Philosophie lautet: Kein Weizen, keine Zusatzstoffe, eigene Rezepte, alles aus eigener Produktion und ausschließlich regionale Bio-Produkte. Brot und Kuchen gehen tatsächlich weg wie die warmen Semmeln, wie sich der KURIER am Freitag überzeugen konnte.

"Bei uns kommt wirklich nur das rein, was unbedingt drin sein muss, das schmecken die Kunden", sagt Faschinger. Als Getreidesorte werde ausschließlich Dinkel verwendet. "Der wächst im Mühlviertel und ist so etwas wie das Urkorn."

Als Standort für "brotsüchtig" sei für ihn immer nur die Herrenstraße infrage gekommen. "Hätten wir es nicht hierher geschafft, gäbe es das Geschäft auch nicht", betont der 28-Jährige. Die vielen nachhaltigen Läden in der Straße würden einander gegenseitig die Kunden anziehen. "Beispielsweise hat kurz vor uns nebenan das Modelabel Zerum aufgemacht, das seine Produkte ausschließlich aus Bio-Baumwolle und unter fairen Bedingungen produziert."

Faschingers Brot trägt übrigens Namen wie Keimo Fenchel, Krustav, Guiseppe Ciabatta oder Christine Croissant. "Wir haben uns so lang und intensiv mit der Rezeptur beschäftigt, dass auch eine solche Nähe entstanden ist."

Rum-Eldorado

Schräg vis-à-vis betreibt der Kubaner Antonio Valdés seit sieben Jahren sein gleichnamiges Café Valdés. Der ehemalige Kellner des Linzer Traditonscafés Traxlmayr hat sich unter anderem auf Rum spezialisiert. "Ich habe 130 verschiedene Sorten", erklärt der 51-Jährige stolz.

Sein Lokal beschreibt er als Wiener Kaffeehaus mit kubanischem Flair. Fotos von Zigarren-Rauchern schmücken die Wände und auch Antonio ist ein Freund der gerollten Blätter. An kubanischen Abenden wird musiziert und Salsa getanzt. "Und wir veranstalten Sprachcafés für Leute, die Spanisch lernen."

Nebenan im Café NomNom sitzen Gerda Ritter und Heinz Lehninger auf Vintage-Classic-Designmöbeln. "Wir haben ein Shop-in-Shop-System", erklärt Ritter. Verkauft werden neben Smoothies, Säften und Longdrinks auch Designermöbel der 1950er- und 60er-Jahre. "Die gibt es entweder auf Bestellung, oder falls jemand möchte, kann er sich gleich Möbel aus dem Lokal mitnehmen."

Geschäfte mit Namen wie Göttin des Glücks, Alte Metzgerei, Haarschneiderei Franz, Hutsalon Anderst oder Kleider machen Leute, säumen den Weg.

Am Standort Herrenstraße 17 hat die Geschenkboutique "Goldmari" offen. Besitzerin Marion Hofer malt Bilder, gestaltet Möbel und bietet Delikatessen feil. Hofer: "Mir geht es um Qualität und nicht um Luxus – um Achtsamkeit, Ästhetik, Charme und Individualität."

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