Hetzer verstummt, Helfer umso lauter

Hetzer verstummt, Helfer umso lauter
Im Hotel Rittertal leben nun 33 Asylwerber. Unterstützt werden sie von einer engagierten Gruppe.

In Altmünster scheint das Naturgesetz „Druck erzeugt Gegendruck“ zu greifen. Während sich noch vor einigen Wochen manche lautstark gegen die Einrichtung eines Asylwerberheims in der Traunseegemeinde sträubten, bildete sich in der anderen Ecke des Rings eine Initiative, die bewusst für Toleranz eintritt.

Hetzer verstummt, Helfer umso lauter
Altmünster für Menschen“ heißt die Gruppe aus etwa 40 engagierten Helfern, die auch auf Facebook präsent sind. „Wir schauen, was die Asylwerber brauchen, wollen sie aber keineswegs bemuttern“, sagt Pfarrer Franz Benezeder, Gründer der Plattform. Sie formierte sich „mitten im ärgsten Wirbel“, wie er sagt.

Damit meint er den medialen Aufruhr, als hasserfüllte Postings durch die Internetforen geisterten, aber auch die Proteste der Anrainer, die der Meinung waren: Ein Asylheim passt nicht in den Urlaubsort am Traunsee. Jene, die kein Problem damit hatten, blieben vorerst im Hintergrund, sagt Benezeder. „Das schadet dem Image eines Ortes. Viele Altmünsterer fühlten sich in ein falsches Licht gerückt.“
Das alles war, bevor die derzeit 33 Asylwerber aus Afghanistan, Syrien und dem Iran das ehemalige Hotel Rittertal bezogen. Jetzt seien die Kritiker still, und die Helfer umso lauter, bestätigt Ekber Gercek, Leiter der Asylwerberbetreuung der Volkshilfe.

Hetzer verstummt, Helfer umso lauter
„Erfahrungsgemäß legt sich die Aufregung, sobald die Sache greifbar wird. Es handelt sich schließlich um Menschen, die Schlimmes erlebt haben – und das sehen viele dann auch ein.“ Im Rittertal sind viele alleinerziehende Frauen und Kinder untergebracht. Die „Horde böser Männer“, die einige Altmünsterer zu fürchten schienen, sei ausgeblieben, schmunzelt Benezeder. Die Kapazitäten des Asylwerberheims sind noch nicht ausgeschöpft. Etwa 45 Menschen kann das Zweisternhotel insgesamt beherbergen.

Überwältigende Hilfe

Hetzer verstummt, Helfer umso lauter
„Es ist überwältigend“, sagt Sozialarbeiterin Marlene Ebenberger, „wie hilfsbereit die Altmünsterer sind“. Zur Weihnachtszeit haben sie Willkommenspakete geschnürt, einen Christbaum aufgestellt und sogar eine Feier gestaltet.

Die Befürworter, ist man sich sicher, seien jetzt in der Mehrheit – oder einfach nur sichtbarer. Dass die Welle der Hilfsbereitschaft mit der Zeit abflachen wird, beurteilen die Flüchtlingsbetreuer sogar positiv. „Auf Dauer tut ihnen so viel Aufmerksamkeit nicht gut. Sie sollen integriert und ein Teil des Ganzen werden“, erklärt Gercek. Langsam kann für die Bewohner der Alltag beginnen – dazu gehört, die deutsche Sprache zu lernen. „Danke“ können sie schon sagen.

Bilder von picturenews.at

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