Harte Lehrlingsauslese: Aus 350 wurden 23

Alexander Adelbrecht, Josef Kinast und Lukas Nastl
Siemens – Der Industriekonzern investierte 200.000 Euro in 12 Digitalisierungsinseln.

Der Industriekonzern Siemens ist ein attraktiver Arbeitgeber. Im vergangenen Jahr bewarben sich allein in Linz 350 Schulabgänger um eine Lehrstelle, lediglich 23 wurden nach einem umfangreichen Testverfahren aufgenommen. Kein Wunder: Nach der vierjährigen Ausbildungszeit liegt das Einstiegsgehalt bei 2200 Euro brutto. Wer als Lehrling aufgenommen wird, kann damit rechnen, dass er im Unternehmen bleibt.

Alexander Adelbrecht ist einer der Glücklichen, der den Einstieg bei Siemens geschafft hat. Er hat die HTL abgebrochen und eine Lehre begonnen. Weil er bereits 18 ist, darf er auch schon zu Auslandseinsätzen. So war er mit dabei, als Siemens-Experten neue Produktionslinien für Mercedes und BMW eingerichtet haben. Das ist natürlich eine tolle Sache für einen jungen Mann.

Nun hat Siemens am Standort Linz-Kraußstraße um 200.000 Euro zwölf sogenannte Digitalisierungsinseln zur Ausbildung der Lehrlinge eingerichtet. "Wir haben uns die Digitalisierung auf die Fahnen geheftet", erläutert Direktor Josef Kinast. "Siemens ist da sicher ein Frontrunner." Dieses Trainingscenter mit den zwölf Stationen wurde vom Ausbildungsleiter Josef Kagerer gemeinsam mit den Lehrlingen installiert und dient zur Schulung an modernsten Geräten, Maschinen, Technologien und Steuerungen. Da wird beispielsweise auf dem einem Laptop das Innere einer Weltraumstation abgebildet, der Lehrlinge trägt eine 3-D-Brille, bewegt sich virtuell in der Raumstation und vollbringt da notwendige Handgriffe, Montagen und Reparaturen. Es ist das eine Schulung für Fernwartungen.

Siemens Oberösterreich macht an den drei Standorten in Linz mit 1400 Mitarbeitern ein Geschäftsvolumen von rund 400 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr wurden rund 100 neue Mitarbeiter aufgenommen. Derzeit werden 60 Mitarbeiter gesucht, 30 davon sind Lehrlinge. "Jährlich werden rund 100 Lehrlinge von uns ausgebildet", so Direktor Kinast. "Sie sind überwiegend im technischen Bereich." Siemens feiert heuer in Linz 50 Jahre Lehrlingsausbildung, in diesem Zeitraum wurden 650 Facharbeiter ausgebildet. Kinast: "Wir haben einerseits die Tradition, auf der anderen Seite geht es um die neue Zeit. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit."

Gerhard Zummer, zuständig für die österreichweite Lehrlingsausbildung: "Die gute Performance unserer Lehrlinge zeichnet uns aus. Mehr als die Hälfte haben einen ausgezeichneten Lehrabschluß. Sie gehören dann zu den Besten der Branche." Die Lehrlinge haben auch die Möglichkeit, Lehre mit Matura zu machen. Zwischen 15 und 20 Prozent nutzen das. Kinast: "Wir unterstützen das. Wir legen Wert auf Englisch, denn es ist uns wichtig, dass sie auch international einsatzfähig sind."

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