Grab von Hitlers Eltern aufgelassen

Grab von Hitlers Eltern aufgelassen
Die letzte Ruhestätte von Alois und Klara Hitler verkam zur Pilgerstätte für Ewiggestrige. Eine Nachfahrin löste das Grab nun auf.

Seit Mittwoch gibt es in Österreich eine Nazi-Pilgerstätte weniger. Auf dem Friedhof der Pfarre St. Michael in Leonding ist nach fast 100 Jahren das Grab von Adolf Hitlers Eltern Alois (1838 bis 1903) und Klara (1860 bis 1907) aufgelassen worden. "Die Nutzungsberechtigte hat darauf verzichtet. Der Grabstein wurde weggenommen, die Ruhestätte kann jetzt neu vergeben werden", bestätigt Pfarrer Kurt Pittertschatscher.

In der Vergangenheit war das Grab häufig An­ziehungspunkt für Ewiggestrige. "Anrainer mussten immer wieder beobachten, wie Rechtsextreme aufmarschiert sind – das war längst untragbar", sagt Robert Eiter, Sprecher des oö. Netzwerks gegen Rechts­extremismus. Zu Allerheiligen 2011 etwa sei eine Vase mit der Aufschrift "unvergeSSlich" hinterlassen worden, auf der das Doppel-S deutlich hervorgehoben war. Der Verfassungsschutz ermittelte erfolglos. "Die Täter sind bisher nicht ausgeforscht worden." Gemeinsam mit dem Mauthausen Komitee (MKÖ) sei daher massiv darauf gedrängt worden, solcherart braunen Umtrieben endgültig die Grundlage zu entziehen.

Rücktritt

Die Grabnutzerin – eine in NÖ le­bende Nachfahrin Alois Hitlers – war über die sich ständig wiederholenden Vorfälle sehr unglücklich. Bereits in der Vergangenheit hatte die alte Dame die Pfarre angewiesen, einschlägigen Grabschmuck auf ihre Kosten hin sofort entfernen zu lassen.

Die fortwährende Schändung der Ruhestätte dürfte nun auch ausschlaggebend gewesen sein, dass sie sich zu der Auf­lösung durchringen konnte: "Die Pflege des Grabes wird mit fortschreitendem Alter immer schwieriger. Dazu gibt mir zu denken, dass das Grab meiner Vorfahren immer wieder für Sympathiekundgebungen missbraucht wird", schrieb sie an die Friedhofsverwaltung.

"Das ist eine gute Lösung", zeigt sich auch Leondings Bürgermeister Walter Brunner (SP) erleichtert. Ohne die Zustimmung der Grabnutzerin wäre es schwer möglich gewesen, die problematische Ruhestätte loszuwerden.

Auch in der Diözese Linz ist man über die Auflösung zufrieden. "Für die Friedhofsruhe ist das sehr zu begrüßen", betont der Jurist Christoph Lauermann. Eine Exhumierung habe übrigens nicht stattgefunden. "Nach fast 100 Jahren wäre das auch nicht mehr sinnvoll."

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