Folsäure verhindert Fehlbildungen

Silke Kranz

Ich versuche jede Woche aufs Neue, Ihnen etwas Interessantes zu berichten. Dazu nutze ich Studien, die ich lese, Dinge, die mir persönlich unterkommen oder auch Begebenheiten aus meiner Ordinationstätigkeit. In dieser Woche ist ein Vitamin besonders in meinen Gedanken hängengeblieben, weil es in mehreren Beratungen thematisiert wurde.

Es handelt sich um die Folsäure. Sie sind verwundert, dass sie ein Vitamin sein soll? Ja, sie gehört in die Gruppe der B-Vitamine und wird auch Vitamin B9 genannt. Ihren Namen erhielt sie vom lateinischen Wort folium für Blatt, weil die Folsäure in grünen Pflanzenblättern vorkommt. Endlich einmal ein Nährstoff, der nichts mit dem Fleischkonsum zu tun hat? Nicht ganz, die Folsäure ist licht- und hitzeempfindlich, dadurch verliert zum Beispiel Kohl beim Kochen bis zu siebzig Prozent seines Gehaltes. Die folsäurehältigsten Lebensmittel sind Rinderleber, Weizenkeime und Kichererbsen.

Die wichtigste Funktion im menschlichen Körper stellt die Bildung von DNA dar, also die Vervielfältung unserer Erbinformation. Deshalb ist zum Beispiel unser Knochenmark auf Folsäure angewiesen. Ebenso erinnern sich die meisten Mütter daran, zu Beginn der Schwangerschaft – idealerweise schon ab dem Moment des Kinderwunsches – Folsäure eingenommen zu haben. Ein Folsäuremangel führt beim Ungeborenen zu schwersten Behinderungen und Fehlbildungen. Weiters kann es zu einer Blutarmut kommen.

Gemeinsam mit dem Vitamin B12 macht die Folsäure das Homocystein unschädlich, welchem eine große Rolle bei der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zugeschrieben wird.

Überhaupt sind das Vitamin B9 und 12 ein gutes Team. Die Folsäure selbst ist nämlich gar nicht biologisch aktiv. Erst das Vitamin B12 führt sie in diese Form über. Und so kann genug Folsäure vorhanden sein. Fehlt das Vitamin B12, kommt es zu einem sogenannten "funktionellen Folsäuremangel". Deshalb sollten die beiden Stoffe immer gemeinsam betrachtet werden.

In Österreich und Deutschland gab es vor einigen Jahren Diskussionen, ob man dem Mehl Folsäure beimengen sollte, um Mangelerscheinungen vorbeugen zu können. Dies sollte nach amerikanisch-kanadischem Vorbild erfolgen, wo seit Einführung der Folsäure-Beimischung das Auftreten dieser schwersten Fehlbildungen halbiert werden konnte. Der Vorschlag wurde abgelehnt, in der Schweiz hingegen werden seit 17 Jahren Nahrungsmittel angereichert.

Bevor wir nun politisieren, möchte ich Ihnen zwei Tipps mitgeben, die Ihnen gewiss schon bekannt vorkommen.

Nummer 1: Wissen ist Macht. Sie sind informiert, also können Sie handeln.

Nummer 2: Mit gesunder Mischkost befinden Sie sich auf der sicheren Seite.

Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell. Ihr nächster Beitrag erscheint urlaubsbedingt am Sonntag, 3. September.

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