Ex-Heimleiter kritisiert seinen Nachfolger: "Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an"

Ex-Heimleiter kritisiert seinen Nachfolger: "Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an"
Volksanwaltschaft hatte unhaltbare Zustände in Jugendwohnheim angeprangert.

Für Aufregung sorgt ein in der Vorwoche veröffentlichter Kontrollbericht der Volksanwaltschaft (VA), der gravierende Mängel in Jugendwohnheimen anprangert.Vor allem in einer Einrichtung in OÖ stellten unabhängige Experten im Vorjahr bei zwei Besuchen "unhaltbare Zustände" fest, die sie als "menschenrechtsverletzend" qualifizierten. In einem 60-Seiten umfassenden Protokoll kritisierten sie die Lebens- und Aufenthaltsbedingungen massiv. Die aufgezeigten Missstände betreffen vor allem die unzureichende Personalausstattung, den menschenrechtlich bedenklichen Umgang mit Regelverstößen, den mangelhaften Schutz vor Gewalt und das Fehlen fürsorglicher und fördernder Pädagogik.

Jugendliche, die beispielsweise gezündelt hatten, sollen vorübergehend vom Heim abgemeldet und in einer Notschlafstelle untergebracht worden sein. Es soll Kollektivstrafen gegeben haben und als Sanktionsmaßnahme sollen zeitweise auch Kontakte zur eigenen Familie untersagt worden sein.

Als auffällig hat die Volksanwaltschaft aber auch die vielen Krankenstände der Mitarbeiter, die hohe Personalfluktuation sowie die geringe Bereitschaft eingestuft, sich auf Ausschreibungen für freie Stellen zu bewerben.

Bei einer fast zeitgleich stattfindenden Überprüfung des Heims durch die Fachaufsicht des Landes sind die Missstände bestätigt worden. Die Reaktion darauf: In einem ersten Schritt wurde die Größe der Wohneinheiten von 11 auf 9 Kinder reduziert und ein neuer Mitarbeiter als "Springer" engagiert. Fragwürdige Praktiken wurden abgestellt. Unter Einbindung der Volksanwaltschaft und der Kinder- und Jugendanwaltschaft wurde ein Projekt zur Verbesserung der Situation der Kinder gestartet.

"Narziss und Macho"

"Der Fisch fängt normalerweise am Kopf zu stinken an", zeigt sich ein ehemaliger Leiter des Jugendwohnheims im KURIER-Gespräch überrascht, dass der Prüfbericht für die aktuelle Führung keine Konsequenzen hatte. Er betont, dass er, als er selbst aus Altersgründen aus dem Landesdienst ausschied, die Jugendwohlfahrt vor der Bestellung dieses Mannes zum Nachfolger gewarnt habe. "Er ist ein Narziss und Macho." Er habe auch darauf hingewiesen, dass der Kollege einst unter ihm gearbeitet habe und er dessen Vertrag aber ganz bewusst nicht verlängert habe. "Nicht ohne Grund haben Dutzende Mitarbeiter in den vergangenen Jahren das sinkende Schiff verlassen."

Der Nachfolger weist diese Vorwürfe als unrichtig zurück: "Ich werde klagen." Auch seitens des Landes heißt es, dass dem Heimleiter kein Fehlverhalten nachzuweisen sei – und es auch keine Mitarbeiter-Beschwerden gebe.

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