Ex-Heimkind will 1,6 Mio. Euro

Ex-Heimkind will 1,6 Mio. Euro
OÖ: Jenö Molnar wurde 18 Jahre lang in Heimen grausam gequält. Nun fordert er Entschädigung für "institutionalisiertes Unrecht".

Eine lange Narbe ziert Jenö Molnars rechte Brustseite. Immer, wenn er sie sieht, muss er an den Vorfall vor 60 Jahren im Landeskinderheim Schloss Neuhaus denken. "Ich bin damals von der Erzieherin Schwester Margit bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen worden", erzählt Molnar.

Er war fünf Jahre alt, der Anlass nichtig: der Kleine hatte nur ihren Befehl, seinen Mittagsschlaf zu halten, missachtet und war aufrecht im Bett gestanden. "Man brachte mich ins Sterbezimmer, weil mich die Ärzte schon aufgegeben hatten - dort bin ich aber wieder aufgewacht."

6325 Tage musste Molnar in verschiedenen Heimen des Landes OÖ verbringen. Ein Lebensabschnitt, der für den fälschlicherweise als Vollwaisen geführten Buben (der KURIER berichtete) die Hölle bedeutete: Er wurde von älteren Kindern vergewaltigt und von Erziehern bei jeder Gelegenheit gedemütigt und schwerst misshandelt.
"Ich bin mehrfach halb tot geprügelt worden und habe nur mit Glück überlebt", behauptet der 65-Jährige. Während der gesamten Kindheit soll ihm auch kein Vormund zur Seite gestellt worden sein.

Die Vorfälle hat er auch Jahrzehnte später noch nicht verarbeitet. Der in Trier (Deutschland) lebende Ex-Zögling benötigt regelmäßig psychotherapeutische Unterstützung. "Die Traumatisierungen dauern bis heute an."

Klage

Am Dienstag reichte der Sohn eines US-Besatzungssoldaten und einer vor der Roten Armee aus Ungarn nach Oberösterreich geflüchteten Volksdeutschen eine Schadenersatz- und Schmerzensgeldklage ein. Molnar und sein Wiener Anwalt Gabriel Lansky fordern vom Land mehr als 1,6 Millionen Euro.

"Meine individuellen Menschenrechte sind jahrelang auf das Schwerste verletzt worden. Ich war das Opfer eines institutionell ausgeübten Unrechts", betont Molnar.
Ein Vorwurf, den ein Gutachten des Zeitgeschichtlers Horst Schreiber von der Uni Innsbruck untermauert.

Mit 18 Jahren wurde Molnar von der Landesfürsorge ohne Pass und Papiere einfach auf die Straße gesetzt. Als Staatenloser konnte er sich dann nur mit Schwarzarbeit über Wasser halten. "Ich habe Kohlen geschleppt und im Winter unter Brücken geschlafen, weil ich mir kein Zimmer leisten konnte."

Auch in Deutschland lebte er lange als U-Boot. Aus der Zeit fehlen ihm Beiträge für die Rentenversicherung, die er nun ersetzt haben möchte.

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