Er spielte mit Ray Charles

Walter Klinger auf der Linzer Landstraße
Von der Talenteshow ging es auf die Linzer Landstraße.

"Manche sehen mich als Sozialschmarotzer, weil ich als Straßenmusikant Geld verdiene." Walter Klinger hat nur 20 Prozent Sehkraft zur Verfügung. Es ist für ihn nicht möglich einem gewöhnlichen Beruf nachzugehen. "Die staatliche Unterstützung reicht lediglich für die Miete. Auf der Straße erspiele ich mir ein bisschen Geld, um Leben zu können."

Zehn Stunden pro Woche ist der 47-Jährige an Plätzen zwischen Taubenmarkt und Musiktheater zu hören. Viele kennen ihn schon. Und sie sind auch mit ihren Spenden relativ großzügig, so dass er seinen bescheidenen Lebensunterhalt bestreiten kann. Einige sind ihm jedoch den Zuverdienst neidig. "Leider häufen sich die Anschuldigungen.Viele sagen, ich würde den Staat betrügen, weil ich sehen könne. Sie bekommen mit, dass ich mein Keyboard selbst transportiere. Die Leute wissen das, wollen aber nicht kapieren, dass ich zwar einigermaßen klar sehe, aber nur, wenn die Dinge in meiner unmittelbaren Nähe sind."

Sehzentrum beschädigt

Klinger kam 1970 mit einem sogenannten Wasserkopf zur Welt. Die Gehirnflüssigkeit konnte nicht abfließen und beschädigte das Sehzentrum. "Ich wehre mich, wenn mich jemand aufgrund meiner Behinderung diskriminiert. Mein Ziel ist es, für meine Musik bezahlt zu werden, egal ob jetzt jemand 100 Euro oder einen Euro gibt."

Klinger singt Pop-Songs und begleitet sich dabei selbst am Keyboard. "Am liebsten sind mir Lieder, die zum genauen Zuhören zwingen. "Es gibt bei Festen, wie Hochzeiten aber auch Hits zum Mitsingen. Gerne reagiere ich auf Wünsche des Publikums."

Die ersten Gehversuche am Klavier machte Klinger im Alter von drei Jahren. Am 14. Jänner 1982 ist er dann bei Peter Rapp in der ORF-Talente-Sendung "Die große Chance" vor großem Publikum zu sehen. Mit der ORF-Big Band unter Richard Österreicher spielte Klinger Richard Claydermans "Ballade Pour Adeline". Dann noch zwei weitere Stücke aus dem Genre klassische Musik.

"Kurz vor dem Auftritt bekam ich eiskalte Hände. Ich dachte, hoffentlich treffe ich immer die richtigen Tasten. Es war viel Nervosität dabei. Heute macht es mir nichts mehr aus, vor vielen Menschen zu spielen."

Nach der Fernsehsendung wurden Manager auf Klinger aufmerksam und in Bad Gastein kam es beinahe zu einem Konzert mit Ray Charles. Dieser sagte allerdings vor Ort den Termin kurzfristig ab.Ich bedaure, dass es nicht zum Konzert mit Ray Charles kam. Vorher haben wir noch miteinander gespielt. Für mich war es ein Erlebnis, da er mir auch Ratschläge gab. "

Auftrittswunsch

Talenteshows sind mittlerweile im Fernsehen sehr beliebt geworden und Freunde meinen, Klinger solle mitmachen. "Das reizt mich nicht mehr. Viel lieber hätte ich einen großen Auftritt ohne Presse- oder Werbetermine. Außerdem würde ich gerne wieder in einem Studio Lieder aufnehmen und diese über meine Homepage verkaufen. Vielleicht kann mir dabei jemand helfen."

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