Ein "Magenbitter" für das Schwein

Markus Dedl von Delacon ersetzt antibiotische Leistungsförderer für Tiere durch Gewürzmischungen.
Zwiebel und Chili statt Antibiotika: Delacon aus Steyregg ist Weltmarktführer im Bereich pflanzlicher Wachstumsförderer.

Thymian, Kamille, Chili, Enzian, Zwiebel oder Knoblauch anstatt chemischer Antibiotika – das hat sich die Delacon Biotechnik GmbH mit Sitz in Steyregg (Bezirk Urfahr-Umgebung) seit ihrer Gründung vor 25 Jahren auf die Fahnen geschrieben. Mit Erfolg. Das 120 Mitarbeiter starke Unternehmen ist mittlerweile Weltmarktführer im Bereich pflanzlicher Futtermittelzusätze zur Leistungsförderung von Schweinen, Rindern und Geflügel.

"Unsere Produkte wirken in etwa wie ein Magenbitter. Die Mischungen von Pflanzenextrakten, ätherischen Ölen, Kräutern und Gewürzen regen die Verdauung der Tiere an. Sie haben dann mehr Appetit und wachsen schneller", erklärt Geschäftsführer Markus Dedl. Darüber hinaus würden sich die Extrakte sogar positiv auf das Nerven- und Immunsystem der Tiere auswirken und die Entgiftung beschleunigen. In der EU, einer der bedeutendsten Absatzmärkte für Delacon, sind antibiotische Wachstumsförderer in der Tiernahrung bereits seit Jahren verboten. Zur Behandlung von Krankheiten werden sie weiterhin eingesetzt.

Lebensmittelketten machen Druck

Derzeit erwirtschaftet der Steyregger Familienbetrieb rund 23 Millionen Euro im Jahr – bei konstanten Umsatzsteigerungen von 20 Prozent. Geliefert werden jährlich 2000 Tonnen in mehr als 50 Länder. Besondere Wachstumschancen gibt es in den USA, denn dort enden die meisten Zulassungen für Antibiotika 2016. "Wir füttern schon jetzt rund 20 Prozent aller Schweine in den USA", sagt Dedl. Sein Vater hat das Unternehmen vor 25 Jahren in seiner Garage gestartet. "Er hat die damalige Chemie Linz verlassen und hat sich selbstständig gemacht. Sie meinten, seine Kräutermischungen könne er sich behalten."

Abseits der Leistungssteigerung gäbe es laut Dedl noch einen weiteren großen Vorteil. "Unsere Pflanzenextrakte verringern die Klimagase. Schweine und Geflügel stoßen nur die Hälfte an Ammoniak aus. Bei Rindern beobachten wir eine Methanreduktion von bis zu 30 Prozent." Meistens seien es übrigens nicht gesetzliche Richtlinien, sondern große Lebensmittelketten, die enorm Stimmung gegen Antibiotika machen. Beispielsweise verzichtet McDonald’s in Amerika bereits freiwillig auf antibiotische Wachstumsförderer in der Tiermast.

"Made in Austria" ist Asiaten wichtig

Große Zukunftschancen sieht Delacon vor allem auch in Asien, zumal dort der Fleischkonsum massiv zunimmt. "In Südkorea wurden die Antibiotika 2011 verboten. Wir haben dort einen sehr hohen Marktanteil", erklärt Dedl und hebt einen großen Sack für eine Lieferung hoch. "Made in Austria" steht in riesigen Lettern darauf. "Diese Herkunftsbezeichnung ist den Südkoreanern sehr wichtig." Der bedeutendste Wachstumsmarkt sei jedoch China. Nach den jüngsten Lebensmittel-Skandalen setzt auch die weltweit größte Volkswirtschaft vermehrt auf Sicherheit bei der Ernährung. "China braucht dazu nicht Jahre. Wenn, dann geht das dort sehr schnell." Darüber hinaus hat Delacon den Haustierbereich und die Fischzucht, "vor allem die Antibiotika-verseuchte Shrimpszucht" ins Visier genommen. Der globale Kuchen für Futtermittelzusätze beträgt zwölf Milliarden Euro – nicht einmal ein Zehntel davon ist bisher pflanzlich. Aufgrund dieser Aussichten haben bereits viele Konzerne ein Auge auf Delacon geworfen, aber Dedl "denkt gar nicht daran zu verkaufen". Wir wollen langfristig in Oberösterreich bleiben und hier organisch wachsen." Zehn Prozent des Umsatzes investiert man in die Forschung. Weltweit ist Delacon das einzige Unternehmen mit einer EU-Zulassung für einen rein pflanzlichen Futterzusatz für Schweine. "Für die erforderlichen Nachweise haben wir etwa 1000 Studien durchführen lassen."

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