Das Wertlose wertvoll machen

Das Wertlose wertvoll machen
Kunst statt Dekoration: Denise X! aus Leonding schmückt Köpfe, Körper und Fundstücke mit der Tiffany-Glastechnik.

Es sieht ein bisschen so aus, als hätten bei den "Kopfgeburten" der Leondinger Künstlerin Denise X! der Bildhauer Franz Xaver Messerschmidt und der hippe Damien Hirst aus London Hand angelegt. Haben sie aber nicht. Erstens sind die Kunststücke nicht wie Hirsts berühmter Totenschädel mit Diamanten ummantelt, sondern mit buntem Glas. Zweitens sehen sie im Gegensatz zu Messerschmidts "Charakterköpfen" starr durch ihre Betrachter durch, sind ohne Mimik und trotzdem sehr emotional. Und drittens kombinieren die zwei prominenten Männer ihre Häupter nicht mit alten und scheinbar nutzlosen Gegenständen.

Die "Kopfgeburten", die aktuellen Werke von Denise X!, sind etwa in einem alten Aquarium oder in einer rostigen Tonne eingebettet oder stehen auf einem ausgemusterten Sessel. "Meine Philosophie ist es, Glas mit Fundstücken zu verbinden und ihnen eine neue Bedeutung zu geben", sagt die 39-Jährige.

Mit ihren unkonventionellen Ideen erregt die Künstlerin, die früher bei einer Bank gearbeitet hat, Aufsehen in der heimischen Kunstszene. Sie hat bereits Spiegeleier aus Glas in einer rostigen Pfanne gebraten oder ein angeschwemmtes Stück Holz zu einem Krokodil umfunktioniert, das einen Panzer aus Achatplättchen besitzt.
Warum sich Denise Scheibelberger den Künstlernamen Denise X! gegeben hat, erklärt sie so: "Das X steht für das Unbekannte im Kunstwerk, für das Fundstück. Das Rufzeichen heißt, ich sehe was, was du noch nicht siehst."

Umweltschutz

Viele Menschen haben sie schon angesprochen, ob in ihrer Arbeit auch der Umweltschutz eine Rolle spiele, weil sie aus alten und unnützen Dingen wieder etwas Neues mache. "Davon bin ich ursprünglich nicht ausgegangen. Mir gefällt aber der Gedanke, dass nicht alles Wertlose auch wirklich wertlos ist."
Zentraler Bestandteil ihrer Arbeit ist die berühmte Tiffany-Glasverarbeitung des Jugendstils. Allerdings sei diese bei ihr nichts mehr Behübschendes so wie bei den berühmten bunten Lampen. "Ich habe mir die Technik zu eigen gemacht, wollte aber nichts Dekoratives damit machen, sondern Kunst gestalten."

Herausforderung

Oft ist das ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Seit vergangenem Jahr hat Denise X! begonnen, auch lebensgroße Figuren mit Glas zu bestücken. Das sei schwierig, schließlich besteht der Körper nur aus einem einfachen Metallgerüst, an dem dann die kleinen Plättchen des Werkstoffs festgelötet werden müssen. "Ich wollte die Herausforderung meistern und beweisen, dass das auch möglich ist." Und es ist ihr schließlich gelungen. Vor einem Jahr erblickte die sogenannte Spiegel Lady das Licht der Welt. Die Figur hat eine Haut aus unzähligen reflektierenden Plättchen.

Noch schwerer hat es sich Denise X! mit ihrer schwarz- weißen Racing Lady gemacht. Die Künstlerin musste nämlich an der Dame mit Tausenden Glasteilchen das Muster einer Formel-1-Flagge anbringen. "Wir haben schon viele heftige Kämpfe miteinander ausgefochten." Das könne man auch auf den Fotos richtig schön merken, die sie gemeinsam mit ihr gemacht hat. "Der Fotograf sagte zu mir, ich solle doch einmal lächeln und zu ihm herschauen. Doch das ging einfach nicht. Ich hatte das Gefühl die Racing Lady schaute herablassend auf mich herab", erzählt sie lachend.

Letztes Abendmahl

Apropos Herausforderungen. Eine große Vision möchte Denise X! noch einmal verwirklichen, nämlich das Letzte Abendmahl als Rauminstallation und in Echtgröße. "Das ist ein bewegendes Thema und war auch in der Kunst schon immer sehr wichtig. Mir ist es aber ein großes Anliegen, an das beliebte Thema anders heranzugehen."

Werkschau: Tiffany und die Racin Lady

Heute, Sonntag, lädt Denise X! zwischen 10 und 18 Uhr zum Tag des offenen Ateliers unter dem Titel "Poetische Momente 2011" ein. Neben den farbenprächtigen und seltsam starr blickenden "Kopfgeburten" sehen die Besucher unter anderem die lebensgroße Racing Lady.
Außerdem können sie einen Blick auf die Schmuckkollektionen der Künstlerin werfen.
Wo: FirstGlassArt Atelier
IMG Center, Johann-Roithner-Straße 131, Traun.

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