"Das Loslassen gehört zum Leben"

Schwester Raphaela Steinkleibl, Generaloberin, Franziskusschwestern Linz
Schwester Raphaela Steinkleibl. Die Generaloberin der Franziskusschwestern feiert am Mittwoch ihren 75. Geburtstag.

"Den Eintritt ins Kloster habe ich nie bereut. Durch die Ordensfamilie wurde mir viel geschenkt." Seit 1989 ist Schwester Raphaela Steinkleibl Generaloberin der Franziskusschwestern. Am kommenden Mittwoch, 18. Oktober feiert sie ihren 75. Geburtstag.

Als zweitjüngste von fünf Geschwistern wünschte sich die 1942 in Kirchbach in der Steiermark geborene Ordensschwester ursprünglich eine Familie mit vielen Kindern. Ihre Geschwister sind teils verheiratet und mit Kindern beschenkt, ein Bruder wurde Priester.

"Mein älterer Bruder hat zu Hause alles von den Eltern übernommen. Anfangs habe ich ihm geholfen. Mit 21 Jahren bin ich in den Orden eingetreten. Dann hat er, der damals alleine gewesen ist, gesagt: Wenn du so weit weg gehst, wirst du kaum zurück nach Hause kommen. Ich dachte, wenn Gott das so will, dann wird das schon Recht werden."

Kleine Gemeinschaft

Der 1912 in Folge eines Personalmangels in der Hauskrankenpflege in Linz gegründete Orden der Franziskusschwestern zählt heute zu den kleineren Ordensgemeinschaften in Österreich. Die 15 Ordensschwestern, vier davon leben in Klagenfurt, sind älter als 60 Jahre. "Früher waren wir 100 Schwestern. Ich finde es schade, dass wir mittlerweile so wenige sind. Aber es gibt so viele junge Menschen, die in Pflegeberufen tätig sind und ihre Aufgabe sehr gut machen. Dafür bin ich dankbar." Den fehlenden Nachwuchs in ihrer Ordensgemeinschaft sieht Schwester Raphaela begründet einerseits in den immer kleiner werdenden Familien. "Andererseits braucht es, um diesen Beruf zu ergreifen, eine feste Glaubensgrundlage und eine von Gott gegebene Berufung, sonst läuft man früher oder später davon."

Früher habe es teilweise einen Konkurrenzdruck gegeben. "Heute helfen die Ordensgemeinschaften in Österreich zusammen. 2007 haben die Barmherzigen Brüder unseren Konvent mit dem dazu gehörigen Seniorenheim in der Linzer Losensteinerstraße übernommen und die Sanierungsarbeiten finanziert." Für die Ordensschwestern sei diese Unterstützung ein Glück. "Uns fehlt es an nichts. Dafür bin ich dankbar. Es ist gut, zu wissen, dass jemand da ist, wenn wir die Arbeit nicht mehr leisten können." Aktuell seien noch mehrere Schwestern in der Pflege der Bewohner und mit dem Portierdienst beschäftigt. "Ein paar Schwestern sind nicht mehr so belastbar. Wir wissen nicht, wer von uns am nächsten Tag noch da ist. Ich bin darüber nicht traurig. Das Loslassen gehört zum Leben. Franziskus war voller Freude in allem. Das ist mein Ansporn. Wenn es in nächster Zeit so bleibt wie jetzt, bin ich zufrieden."

Autorin: Mchaela Greil

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