Befreit durch Zuwendung zum Gegenüber

Die Frau ohne Schatten, Märchenoper von Richard Strauss, Musiktheater Linz, 2017 Im Bild: Miina-Liisa Värelä
Die Frau ohne Schatten, ein "Gipfeltreffen" von mehr als 100 Musikern, feierte gestern Premiere im Linzer Musiktheater.

"Wenn man um sich selbst kreist, droht man zu scheitern." Hermann Schneider zeichnet für die Inszenierung der Märchenoper Die Frau ohne Schatten von Richard Strauss verantwortlich, die gestern, Samstag, zum ersten Mal seit über 40 Jahren wieder in Linz auf die Bühne gebracht wurde.

Zum Inhalt: Die Tochter eines Geisterkönigs hat sich mit dem sterblichen Kaiser vermählt. Um diese Beziehung halten zu können, muss sie ganz Frau werden und Kinder gebären. Andernfalls droht der Kaiser zu versteinern. Da ihr das nicht möglich ist, überlegt sie, ein Abkommen mit der Frau eines Färbers zu treffen. Der Färber wünscht sich jedoch eigene Kinder. Kann die Kaiserin ein solches Opfer von der Färberin fordern? Hat sie überhaupt eine Wahl?

Die eigene Befreiung durch Zuwendung hin zum Gegenüber sieht Schneider als zentrale Botschaft dieser Geschichte. Es gehe um die Erfahrung der Identität im sozialen Gefüge. Schneider bezeichnet das während des Ersten Weltkrieges entstandene Werk, das von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal selbst als ihr "Hauptwerk" gesehen wird, als "Kammerspiel mit großer psychologischer und mythologischer Tiefe".

Ein musikalisches Gipfeltreffen sei diese Märchenoper für Markus Poschner. Für den neuen Chefdirigenten war es die erste Premiere am Linzer Musiktheater. Mehr als 100 Musiker würden im Orchestergraben sitzen. Weiters seien der Kinder- und Jugendchor des Linzer Landestheaters in Kooperation mit dem oberösterreichischen Landesmusikschulwerk beteiligt und das Bruckner Orchester Linz. "Richard Strauss weiß darum, alle Register zu ziehen." Die Herausforderung dabei sei, dass für jedes Instrument ein Solo vorgesehen ist. Außerdem musste die Premiere aufgrund der Gesamtlänge und des Mitwirkens von Kindern am Ende des Stückes zeitlich vorverlegt werden.

Poschner blickt positiv auf ein Jahr der intensiven Vorarbeit zurück. Für ihn sei der Teamgedanke wichtig. Eine längerfristige Zusammenarbeit mit der für diese Produktion nach Linz geholte Sängerbesetzung werde angestrebt.

Herold ist bei dieser Produktion verantwortlich für Bühnenkonzept, Kostüme und Videodesign. Für ihn lag die Herausforderung in der Umsetzung der beiden Welten. "Ich bin anfangs zeichnerisch an die Sache heran gegangen. Letztendlich haben wir uns dazu entschlossen, die Bühne auf der Drehscheibe in zwei Bereiche aufzuteilen, die die beiden Welten - Zauberwelt und reales Arbeitermilieu - zeigen."

Weitere Vorstellungen finden im Oktober und November statt.www.landestheater-linz.at

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