Bauernsterben verlangsamt, Bio-Betriebe wachsen weiter
In den vergangenen 20 Jahren haben hierzulande 14.000 Betriebe die Landwirtschaft an den Nagel gehängt. „1990 gab es noch rund 50.300 land- und forstwirtschaftliche Höfe, 1999 waren es 41.000 und im Jahr 2007 rund 36.000“, sagt Friedrich Pernkopf, Direktor der Landwirtschaftskammer Oberösterreich.
Bei der nächsten Strukturerhebung, die heuer erwartet wird, werde sich der Trend fortsetzen – wenn auch schaumgebremst. „Der Strukturwandel hat sich verlangsamt.“ Die Gründe, die Landwirtschaft aufzugeben, seien vielfältig. „In der Regel hören die kleineren Bauern auf, weil sich die Technisierung nicht mehr auszahlt.“ Außerdem spiele die Einkommenserwartung eine große Rolle. „Wenn man nicht ein Mindestmaß an Produktionsvolumen hat, lohnt sich der Betrieb nicht.“
Strukturwandel
Der große Strukturwandel, wie es ihn in den 60er- und 70er-Jahren gegeben habe, sei aber vorbei. „Damals hat die Maschinisierung in der Landwirtschaft am stärksten eingesetzt.“ Als die Landwirte ihre Betriebe mit Technik ausgestattet haben, hätten sie sich auf eine Sparte konzentriert. Außerdem hätten viele wegen der Industrialisierung woanders Arbeit gefunden.
Die Folge der Spezialisierung ist, dass die Betriebe zwar weniger, dafür größer werden. Seit dem EU-Beitritt 1995 sei beispielsweise die Zahl der Milchlieferanten von rund 24.000 auf knapp unter 10.000 zurückgegangen. Die Anzahl der Tiere pro Betrieb hingegen sei gestiegen. „Vor 15, 20 Jahren produzierte ein Betrieb 30.000 Kilo Milch pro Jahr, jetzt sind es 75.000.“
Oberösterreichs Bauern konzentrieren sich auch vermehrt auf chemisch unbehandelte Ware. „Bio ist kein Nischenprodukt mehr.“ Gab es im Jahr 2000 rund 2600 Betriebe, die auf ökologische Nahrungsmittel setzen, sind es 2011 schon 4097. Für die Zukunft erwartet der Kammerdirektor einen weiteren Aufwärtstrend. Aktuell werde 14 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für nachhaltige Nahrung verwendet. „20 Prozent sind durchaus erreichbar.“
Allerdings appelliert er an die Konsumenten. „Wenn man Bio haben will, ist es auch Pflicht, zu den Produkten im Regal zu greifen.“ Besonders wichtig für den Fortbestand der Landwirtschaft sieht Pernkopf die Förderungen der EU. Sie seien Grundvoraussetzung geworden, um die Existenz der Bauern zu sichern.
Einkommensverlust
„Ohne den Einkommensausgleich, in Form der Betriebsprämien oder Umweltprogrammen, wäre vieles nicht machbar.“ Wenn das wegbreche, hieße das Einkommensverlust, der den Strukturwandel verstärken werde. „Die Agrarpreise sind sehr niedrig, auch wenn die Lebensmittelpreise steigen. Das ist aber nicht der Anteil, den die Bauern bekommen.“
Der Preisdruck sei enorm und die Landwirte hätten mit Schwankungen zu kämpfen. Verdiente ein Betrieb 2008 im Durchschnitt rund 26.800 Euro jährlich, waren es wegen der niedrigen Lebensmittelpreise 2009 etwa 19.500 Euro. In den vergangenen zwei Jahren habe sich die finanzielle Lage der Bauern etwas gebessert. 2011 legte das Einkommen der Bauern gegenüber 2010 um 12,2 Prozent zu.
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