Auf den Spuren der Schmuggler

Kollerschlag

"Keine Grenze verlockt mehr zum Schmuggeln (Schwindeln, Anm.d.Red.) als die Altersgrenze." Dieser Spruch des Schriftstellers Robert Musil trifft in Kollerschlag (Bez. Rohrbach)ganz und gar nicht zu. Die nahe Grenze zu Bayern lud zum tatsächlichen Schmuggeln ein. Seit der Zeit Maria Theresias war entlang des Osterbaches, auch "Grenzbach" genannt, eine gesicherte Staatsgrenze, nur durchzogen von alten Schmugglerpfaden.

Internationales Aufsehen erregte der Grenzübergang Kollerschlag im Jahr 2015, als hier viele Flüchtlinge über Wegscheid nach Deutschland übersetzten.

Vom Ortszentrum geht es in westlicher Richtung entlang der Schöffgasse. Hier führte ein mittelalterlicher Handelsweg von der Donau nach Böhmen. Rasch trifft der Wanderer auf den Böhmerwald Rundweg BRW. Die weitläufige Landschaft am südlichen Rand des Böhmerwaldes lädt zu flottem Schritt ein und bietet prächtige Rundblicke. Der nahe niederbayerische Markt Wegscheid blickt freundlich vom nahen Hügel herüber. Schließlich wird der "Schwärzersteig" erreicht. Seinen Namen hat er von den geschwärzten Gesichtern der Schmuggler. "Viele Familien lebten vom verbotenen Handel mit Gütern von drüber der Grenze", erzählt Bürgermeister Franz Saxinger. "Aber viele Bewohner des Dorfes arbeiteten auch als Zöllner." Der im 19. Jahrhundert in Kollerschlag geborene Dichter Norbert Hanrieder beschrieb seine Landsleute wohl ganz treffend: "Mir san Kollerschläger – San aufgweckte Leut – Habns Herz auf da Zung – Und in Leib drin a Schneid." Zum Glück brauchen die Menschen ihre Schneid’ heute nicht mehr zum Schmuggeln. Das ist seit dem Schengen-Abkommen vorbei. Der Grenzbach schlängelt sich in unzähligen Mäandern durch die Hochebene. Fleißige Biber haben gute Arbeit geleistet und stämmige Bäume gefällt. Vorbei an der Nebelberger Mühle erreicht man das Örtchen Stift am Grenzbach. Die Markierung 15 leitet über die Grenze nach Bayern und nach einer Gehstunde wieder zurück ins Mühlviertel. Ausgedehnte Grünflächen werden von Waldpassagen abgelöst. Diese boten wohl den erforderlichen Sichtschutz für die heimlichen Grenzgänger. Aber die Behörden waren nicht untätig. In regelmäßigen Abständen waren Aufseherhäuschen als Unterstand für die Grenzwächter platziert. Eine dieser Zollhütten taucht am Weg auf. Sie wurde originalgetreu nachgebaut. Die Handschellen liegen noch auf dem Tisch.

Schließlich mündet der Schwärzersteig wieder in den Böhmerwald Rundweg und führt zum Ausgangspunkt dieser geschichtsträchtigen Wanderung zurück.

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