An US-Spitzenforschung andocken

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Neben dem Konzert des Brucknerorchesters stand die Medizin-Wissenschaft im Zentrum.

Gleich am ersten Tag ihres viertägigen New-York-Besuchs vergangene Woche bekam die oberösterreichische Delegation eindrucksvoll vor Augen geführt, wo in der Medizinwissenschaft der Bartel den Most holt. Der von den Nazis 1939 aus Wien vertriebene Nobelpreisträger Eric Kandel empfing mit großer Liebenswürdigkeit die Gäste im neu erbauten Turm des Columbia University Medical Centers. Trotz seiner 87 Jahre präsentierte sich Kandel als fitter Gastgeber.

Das Medical Center verfügt über ein Jahresbudget von rund einer Milliarde Dollar. Jährlich bewerben sich 10.000 Studenten, von denen 850 zu jeweils einstündigen Bewerbungsgesprächen eingeladen werden. Schließlich werden 150 zum Medizinstudium zugelassen. Die Studiendauer beträgt vier Jahre, den Studenten stehen rund 2000 Professoren und wissenschaftliches Personal zur Verfügung. Es gibt kaum Studienabbrecher. Die Studiengebühr beträgt 60.000 Dollar, für das Studium fallen also rund 250.000 Dollar an.

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Eric Kandel
Ein großer Teil des Uni-Budgets stammt von Sponsoren und wissenschaftlichen Aufträgen. So machte die 50-Millionen-Spende eines ehemaligen Absolventen den Bau des neuen Lehrgebäudes, des Vagelos Education Centers, möglich, das insgesamt 155 Millionen Dollar gekostet hat und architektonisch beeindruckend ist. Sowohl Landeshauptmann Josef Pühringer als auch Rektor Meinhard Lukas äußerten gegenüber den Vertretern der Universität den Wunsch nach einer Zusammenarbeit und einem Studentenaustausch mit der neuen Linzer Medizin-Fakultät, ein Begehren, das sie zuvor bereits schriftlich kundgetan hatten. Die New Yorker Studenten sind weltweit zu Praktika im Einsatz.

Beim anschließenden Mittagessen im österreichischen Generalkonsulat gab Daniel Mörtl einen Einblick über den amerikanischen Medizin-Technik-Markt, der 148 Milliarden Dollar schwer ist. Das sind 48 Prozent des weltweiten Marktes. Der US-Markt wird von 6500 Firmen bearbeitet, von denen 80 Prozent weniger als 50 Angestellte haben. Die Player im amerikanischen Gesundheitswesen sind die rund 5000 Versicherungsfirmen, von denen United Health mit 141 Milliarden Dollar Umsatz die größte ist. Geyser ist mit 100 Milliarden die Nummer zwei.

Mittwoch besuchte die 30-köpfige Delegation aus Oberösterreich die Computerspezialisten von IBM, die im Gesundheitsbereich mit der Software Watson Health ein neues Produkt für Ärzte und Spitäler anbieten, das auch in den oberösterreichischen Spitälern zum Einsatz kommen soll (Interview unten).

Palese ein Linzer

Große Freude herrschte bei Universitätsprofessor Peter Palese, der seit 1987 die Abteilung Mikrobiologie an der Medizin Universität des Mount Sinai Hospitals leitet, als ihn die Oberösterreicher am Mittwoch besuchten. Der 72-jährige weltweit bekannte Virologe stammt aus Linz, seine Eltern führten die Hofstätter-Apotheke. Er hat am Gymnasium Spittelwiese maturiert, das Studium führte ihn nach Wien und weiter in die USA. Sein Sohn Michael leitet die Urologie-Abteilung des Spitals, das über 1170 Betten und 38.000 Beschäftigte verfügt. 7000 davon sind Ärzte.

Michael Palese betonte den zunehmenden Einsatz von Robotern bei Operationen. Diesem Trend gehöre die Zukunft, die Ärzte müssten zunehmend auch in den Computerwissenschaften ausgebildet werden.

Pühringer und Wirschaftslandesrat Michael Strugl unterzeichneten ein Kooperationsabkommen des Medizintechnikclusters mit dem New Yorker Cluster, der von John Lieberman vertreten wurde.

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