AK-Studie: 60 Prozent der Familien brauchen Verwandte für Kinderbetreuung

Mangel an Kleinkinderplätzen in OÖ
Bei Plätzen für Kleinkinder liegt Oberösterreich weit hinter dem Bundesschnitt.

Mit den Ergebnissen einer Elternbefragung zur Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsstellen legt die Arbeiterkammer OÖ (AK) gegenüber der Landespolitik nach. In der Studie beklagen vier von zehn Eltern, dass sich die Betreuung der Kinder in ihrer Gemeinde schlecht organisieren lasse. 60 Prozent brauchen zur Versorgung des Nachwuchses neben den öffentlichen Einrichtungen Hilfe von Verwandten, weil die Öffnungszeiten nicht passen.

Nach der Einführung von Gebühren für die Nachmittagsbetreuung in den oö. Kindergärten Anfang Februar hält die Kritik an der schwarz-blauen Landesregierung dazu an. Auch in der Landtagssitzung heute, Donnerstag, soll die ÖVP-Landesrätin Christine Haberlander damit konfrontiert werden. In vielen Gemeinden muss der Kindergarten nun an Nachmittagen geschlossen werden.

Schon vor der Sparaktion, von der sich Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) 13 Millionen Euro erwartet, dürfte es um die Kinderbetreuung im Land nicht besonders gut gestanden sein. Das zeigt die AK-Befragung, die im Sommer 2017 stattgefunden hat. Von 17.700 angeschrieben Müttern und Vätern sandten 9,3 Prozent den Fragebogen zur Vereinbarkeit von Beruf und institutioneller Kinderversorgung retour. Dabei stellte sich laut AK-Präsident Johann Kalliauer auch heraus, dass zwei Drittel der Eltern angaben, von den Gemeinden gar nicht nach dem Betreuungsbedarf befragt worden zu sei. Bei den täglichen Betreuungszeiten würden sich 17 Prozent mehr Zeit am Morgen und 35 Prozent mehr Zeit am Nachmittag wünschen.

Mangel

Generell kritisiert die AK, dass der Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zu langsam voran gehe. Der bundesweite Schnitt für dieses Alter liege bei 15,2 Prozent, in OÖ dagegen bei vier. Kalliauer findet aber auch Lob in der Studie. Wo Kinder betreut werden, sind die Eltern mit der Qualität und den Pädagogen zufrieden. Die neuen Kindergartengebühren würden aber die Probleme verschärfen, behauptet Kalliauer. Familien und Gemeinden hätten zu wenig Zeit gehabt, sich darauf einzustellen.

Das Land OÖ investiere konsequent in den Ausbau des Betreuungsangebotes, lässt Landesrätin Haberlander die Kritik nicht gelten. Habe es 2008 noch 114 Krabbelstubengruppen gegeben, so seien es 2016/17 bereits 524 gewesen. Um 53 Gruppen mehr als im Jahr davor. Im Bildungsbudget für 2018 sind sieben Mio. Euro für weitere Einrichtungen geplant. In den kommenden Jahren insgesamt 100 Mio. Euro.

Herdprämie in Vorarlberg

ine „Anerkennung“ solle es sein, und Mütter würden viel zu wenig vom Staat gefördert. So erklärt der Bürgermeister von Schwarzenberg im Bregenzerwald eine neue Förderung der Gemeinde, die für einigen Wirbel sorgt. Wie der ORF Vorarlberg Dienstagabend berichtete, bekommen Mütter, die für die Betreuung ihres Nachwuchses zu Hause bleiben, künftig 300 Euro pro Jahr. Kritiker sprechen von einer „Herdprämie“. Frauen würden dazu angehalten, keine Kinderbetreuungseinrichtung in Anspruch zu nehmen, kritisiert Vorarlbergs zuständige Landesrätin (Grüne). Applaus für die „Herdprämie“ kommt von den Vorarlberger Freiheitlichen, die hoffen, dass andere Gemeinden dem Beispiel folgen. Bei den Eltern der Gemeinde scheint das neue Modell aber wenig Anklang zu finden. Die Kinderbetreuungseinrichtung des Ortes ist ausgebucht. Die Vorarlberger Neos-Nationalrätin Claudia Gamon hat einen anderen Vorschlag, wie man Familien mit den 300 Euro unterstützen könnte: Mit einer entsprechenden Senkung der Tarife für die Kinderbetreuung. „Das ist alles eine Frage der politischen Prioritäten- und Zeichensetzung“, schreibt sie auf Twitter.

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