"Die Geschichte kocht. Wir zeigen Geschlossenheit."

Durch die geplante Universitätsklinik verschärfe sich der Ärztemangel nochmals, sagt Primarius Stekel.
Die Jungärzte suchen heute die Work-Life-Balance, sagt Primarius Herbert Stekel.

"Wir stehen bei den Medizinern vor einer neuen Realität. Durch den Anstieg der Arbeitsdichte sind wir jetzt an einem Punkt, wo die Ärzte sagen, wir wollen nicht mehr so viel arbeiten wie das bei mir der Fall war. Damals gab es viele Wochen mit 80 bis 90 Stunden Dienst. Die Prioritäten haben sich geändert. Die jetzige Generation sucht die Work-Life-Balance." Herbert Stekel ist 62 und Primarius am Institut für medizinisch-chemische Labordiagnostik im Linzer AKH. Er ist auch in der Ärztekammer tätig und gehört jenem Team an, das die Gehälter für die rund 3000 Spitalsärzte mit Landeshauptmann Josef Pühringer verhandelt. Am kommenden Freitag ist die nächste Gesprächsrunde.

Vor diesem Hintergrund müsse man die Verhandlungen sehen. Durch die Medinzinische Fakultät verschärfe sich die Situation nochmals. "Wir brauchen zusätzliche Posten", sagt Stekel im Gespräch mit dem KURIER. Im Ärzteberuf sei es bisher so gewesen, dass das Grundgehalt nicht so interessant gewesen sei, aber durch die Zulagen, Nachtdienste, Klassegelder und Ambulanzgebühren habe es in Summe gepasst. Durch die Verkürzung der Arbeitszeit auf 48 Wochenstunden gebe es weniger Zusatzverdienstmöglichkeiten. Dass sich in ganz Oberösterreich nur drei Ärzte gemeldet haben, die bereit seien, die nächsten Monate weiter 60 Stunden zu arbeiten, habe ihn ein bißchen überrascht. "Es zeigt die Geschlossenheit der Ärzte und belegt, wie sehr die Geschichte kocht."

Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser kritisiert Pühringer, weil er androhe, eine Lösung ohne Konsens mit der Ärzteschaft anzustreben. "Wenn man über uns drüberfährt, ist das nicht die Wertschätzung, die ich mir erwarte. So kann man mit einer Berufsgruppe nicht umgehen. Es bleibt dann ein Scherbenhaufen über, den der Landeshauptmann zu verantworten hat. Es werden dann immer mehr Ärzte das Land verlassen."

Unter diesen Bedingungen werde auch die neue Universitätsklinik niemand anlocken und es werde zu einer deutlcihen Lestungsverminderung für die Patienten kommen.

Kommentare