Absiedelungen: Jeder Zweite ist noch unentschlossen

Anfang Juni 2013 wurden weite Teile des Eferdinger Beckens überflutet.
Ein Fünftel der Flutopfer will in Risikozone bleiben. Keine Deckelung für teure Gebäude.

Noch bis Ende 2015 haben die Bewohner der "gelbe Zone" im Eferdinger Becken Zeit, sich für oder gegen eine Absiedlung zu entscheiden. 147 Objekte in dem 24,35 Quadratkilometer großen Gebiet wurden in den vergangenen Monaten von Gutachtern geschätzt. Die Eigentümer der 2013 vom Hochwasser erfassten Häuser erhalten 80 Prozent vom Zeitwert ihres Gebäudes und der Abrisskosten.

Eine Umfrage des Landes unter Betroffenen ergab, dass etwa die Hälfte noch unentschlossen ist, ob sie das Absiedelungsangebot annehmen wird. Für jeden Fünften kommt das nicht infrage, ein knappes Drittel tendiert zu einem Ja. "Diese rund 50 Familien haben oberste Priorität. Sie brauchen eine zügige Auszahlung der Ablösesummen, um sich so schnell wie möglich ein neues Heim schaffen zu können", sagt Nationalratsabgeordneter Roman Haider (FPÖ).

Haider informierte am Mittwoch mit Landeshauptmann-Stellvertreter Reinhold Entholzer (SPÖ) und den beiden Landesräten Michael Strugl (ÖVP) und Rudi Anschober (Grüne) über den Stand der Dinge beim Hochwasserschutz im Eferdinger Becken, für den insgesamt 250 Millionen Euro budgetiert sind. "Das Projekt ist auf Kurs, leider können wir den ambitionierten Zeitplan aber nicht ganz einhalten", sagte Anschober. So haben zwei unterlegene Bieter ein Vergabeverfahren beim Landesverwaltungsgerichtshof angefochten. Dem Einspruch wurde stattgegeben, nun muss das Land mehrere Kritikpunkte beheben und kann die Planungsleistungen für das allgemeine Schutzprojekt frühestens am 19. Jänner 2015 – einige Monate später als geplant – vergeben.

Studie verzögert sich

Auch eine externe Studie der Uni Kassel verzögert sich April. Sie soll Aufschluss darüber geben, welche Rolle Sedimente und Anlandungen bei der Hochwasserkatastrophe Anfang Juni des Vorjahres gespielt haben. Außerdem werden die Auswirkungen der Abweichungen von der Wehrbetriebsordnung untersucht.

Die so genannte Lamellenprognose für das Eferdinger Becken liegt hingegen vor: Sie zeigt, welche Flächen bei welcher Wasserführung überflutet werden und soll wein wichtiges Instrument im Katastrophenfall sein.

Ein gute Nachricht gibt es für die Eigentümer von Gebäuden, die mehr als 500.000 Euro wert sind. Hier hatte das Finanzministerium ursprünglich auf eine Deckelung bestanden – eine solche konnte aber durch Verhandlungen abgewendet werden.

Alle acht Gemeinden in der Flut-Risikozone haben bereits Verfahren zur Festlegung von Schutzzonen eingeleitet. „In Hartkirchen, Pupping und Goldwörth ist die Widmung schon erfolgt“, informiert der für Raumordnung zuständige Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP).
Ebenfalls im Gang ist die Suche nach Ersatzbauland für Absiedelungswillige, die außerhalb des Hochwassergebiets einen Neubeginn wagen wollen. Von drei Gemeinden wurden bisher Flächen zur Vorbegutachtung vorgelegt. 16 Hektar hat das Land als genehmigungsfähig eingestuft. „Bei uns gibt es kein geeignetes Bauland, wir sind daher auf die Nachbargemeinden angewiesen“, sagt Goldwörths Bürgermeister Johann Müllner (ÖVP). Wesentlicher Faktor für die Absiedler seien die Kosten: „60 Euro pro Quadratmeter sind die Schmerzgrenze.“

Den immer wieder geäußerten Vorwurf, die Gemeinden hätten lange Jahre in der Risikozone gewidmet, reicht der Bürgermeister an das Land als Aufsichtsbehörde weiter. Bei einem „Dorfgespräch“ am 22. Jänner 2015 will er wichtige und nach wie vor offene Fragen zum Hochwasser diskutieren.

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