Geheimes Bordell war im Ort allgemein bekannt
Am dritten Tag nach Bekanntwerden des Dramas um eine slowakische Pflegehelferin, die in einem Keller im Bezirk Tulln zur Prostitution gezwungen worden sein soll, kommen immer mehr Details über den Beschuldigten Andreas W. – er sitzt in Untersuchungshaft – ans Tageslicht.
Dass der Mann in seinem Haus Prostituierte für sich arbeiten ließ, gilt im Ort als offenes Geheimnis: „Jeder hat gewusst, dass er die Mädchen hat. Da sind bis zu 15 Männer pro Tag gekommen“, sagt eine Nachbarin. Man habe gedacht, es handle sich um ein legales Bordell. Was zumindest einige Jahre lang stimmte: „Bis 2009 war an der Adresse eine Prostituierte legal gemeldet. Sie ist zu den vorgeschriebenen Gesundheitskontrollen gekommen“, sagt Bezirkshauptmann Andreas Riemer. Ehemalige Freier der Prostituierten müssen nun mit Befragungen durch die Polizei rechnen: Die Ermittler haben die Rufdaten der Handys mehrerer Mädchen ausgeforscht.
Drei Opfer sind den Ermittlern des Landeskriminalamtes bislang bekannt, die Dunkelziffer könnte höher sein. Die Kriminalisten konzentrieren sich derzeit auf zwei Slowakinnen und eine Litauerin, die vermutlich auch bei einem Prozess aussagen müssen.
Für Kopfschütteln sorgt die „Krankheit“ von W., die ihn zum Invalidenrentner machte. „Er gab an, dass er Angst vor der Polizei hatte und dadurch psychische Probleme bekam“, sagt ein Fahnder. Dem Beschuldigten, für ihn gilt die Unschuldsvermutung, werde neben Zuhälterei und Menschenhandel auch schwere Körperverletzung, Nötigung sowie Betrug zur Last gelegt.
Oberösterreich
Ein wichtiger Schlag gegen den Frauenhandel ist Beamten des LKA OÖ mit Unterstützung slowakischer Kollegen gelungen. Elf Verdächtige wurden in der Slowakei festgenommen. Der mutmaßliche Tatzeitraum erstreckte sich von 2001 bis 2009. Etwa 70 Frauen zwischen 18 und 25 Jahren sollen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in oö. Bordelle gelockt worden sein. Haupttäter sollen zwei slowakische Zuhälter (41 und 42 Jahre) sein. Ihnen wird auch der Verkauf einer Polin zur Last gelegt. Einem verliebten Salzburger wurden 58.000 Euro abgenötigt.
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