Zittern vor noch mehr Flüchtlingen: Einigung nach Gesprächsgipfel
Wie viel Flüchtlinge verträgt ein abgelegener 1500-Seelen-Ort? "Nicht mehr als die derzeit 120. Wir haben unseren Beitrag zur Flüchtlingsproblematik geleistet", erklärt der neue Bürgermeister von Grünbach am Schneeberg, Peter Steinwender (SPÖ). Die Aufregung im Ort ist groß, denn der private Betreiber der größten Flüchtlingsunterkunft zwischen Grünbach und Puchberg am Schneeberg hat Großes vor. Ohne Wissen der Gemeinde wurde sein ehemaliges Gasthaus ausgebaut, um die Zahl von derzeit 70 bis 90 Asylwerbern deutlich aufzustocken. Der Betreiber war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Nach einem Gesprächsgipfel am Donnerstagabend mit dem zuständigen Landesrat, Maurice Androsch (SPÖ), kann Steinwender aufatmen. Androsch sagte zu, die Zahl der Flüchtlinge in Grünbach "auf ein verträgliches Maß zu reduzieren" und nicht noch weiter aufzustocken. Der Ort habe sich in der Flüchtlingsfrage "über das Maß engagiert und eine überdurchschnittlich hohe Unterbringungsquote vorzuweisen", lobt Androsch.
Keine Perspektive
Die hohe Zahl an Asylwerbern sorgt in der ländlichen Gegend seit Monaten für Zündstoff. Während im sogenannten "Sonnhof" 15 unbegleitete Minderjährige und in einem anderen Haus 18 irakische Flüchtlinge untergebracht sind, sind im ehemaligen Gasthaus Berger in Spitzenzeiten bis zu 90 Schwarzafrikaner einquartiert. "Kaum einer von ihnen hat Chance auf Asyl. Das wissen sie auch, daher gestaltet sich auch die Betreuung entsprechend schwer", so Steinwender. Teilweise sind sechs bis neun Personen in einem Zimmer. Daher komme es auch immer wieder zu Konflikten. Der schlimmste Zwischenfall ereignete sich in der Neujahrsnacht 2015, als ein 23-jähriger Nigerianer in einem Anflug von religiösem Wahn Feuer in der Unterkunft legte. Vier Bewohner wurden teilweise schwer verletzt.
Was den Ausbau der Unterkunft betrifft, standen Puchberg und Grünbach mit dem Rücken zur Wand. Weil im Zuge der Flüchtlingskrise Gemeinden mit Hilfe der Bauordnung versuchten, Containerdörfer zu verhindern, wurde 2015 eine Novelle beschlossen. Seither ist für Asylunterkünfte das Land und nicht die Gemeinde zuständige Baubehörde.
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