"Wir sind am Ende unserer Kraft"

"Wir sind am Ende unserer Kraft"
Als eine Baustelle ihr Haus absinken lässt, beginnt für eine Wr. Neudorfer Familie ein "Abenteuer", das nun vor Gericht geht.

Nach zwei Jahren sind wir am Ende unserer physischen und psychischen Kraft angelangt", sagt Paul Hannauer und seufzt. Für den 83-Jährigen, seine Frau Helene und Sohn Paul dreht sich seit Monaten das ganze Leben nur um Bauschäden, Anwälte, Gutachten, Übersiedelungen und vor allem um Ärger. Ein Ende scheint nicht in Sicht.

"Wir sind am Ende unserer Kraft"

Anfang November 2009 tauchten in dem zwar 150 Jahre alten, aber sehr gepflegten Haus plötzlich zentimeterdicke Risse an Wänden und Decken auf. Dass das mit der benachbarten Baustelle zusammen hing, wo gerade eine Tiefgarage gebuddelt wurde, war naheliegend. Es kostete trotzdem viele Diskussionen und Nerven, bis man sich mit dem Bauträger auf ein Sanierungskonzept einigen konnte. Monatelang war die Familie dafür ausquartiert worden. Aber mit der Rückkehr ins Haus sind die Probleme nicht aus der Welt.

Konfrontation

"Die mit der Sanierung beauftragte Firma kam uns seltsam vor. Es wurden Arbeiten am Wochenende und spät in der Nacht durchgeführt und die Arbeiter hatten wenig Ahnung. Später haben wir dann erfahren, dass diese Firma keine Gewerbeberechtigung für Bauarbeiten hatte und zum Zeitpunkt der Arbeiten ein Konkursverfahren anhängig war. Das Resultat war verheerend. Mein Sohn hat praktisch die Bauleitung übernommen, um die Schäden in Grenzen zu halten", sagt Paul Hannauer. Sprünge im Estrich führten dann zum großen Streit. "Man hat uns bezichtigt, auf unaufrichtige Weise zu versuchen, alte Risse von der Versicherung beheben zu lassen. Dieses Schreiben ist mit Fotos an 23 Firmen, Behörden und Privatpersonen gegangen. Wir wurden auf der Straßen angesprochen, was los ist. Es wurde schriftlich widerrufen, aber unser Ruf bleibt beschädigt", sagt Hannauer.

Feuermauer wackelt

Dann erfolgte doch die Rückkehr ins Haus. Plötzlich stellte sich heraus, dass die Feuermauer wackelt. Ein Statiker meinte, dass es keine "nachweisbare Standsicherheit" gebe. "Das ist eine Groteske", ärgern sich die Hannauers. Jetzt fürchtet man, auf rund 35.000 Euro Anwaltskosten sitzen zu bleiben. Deswegen und wegen Wertminderung will man nun vor Gericht gehen.

"Es sind leider nicht alle Ansprüche vom Tisch. Es sind Fehler passiert, die zu massiven Schäden geführt haben. Wir wollen alles in Ordnung bringen, aber nicht in die Pleite schlittern", sagt der Anwalt des Bauträgers, Gerald Gerstacker. "Es sind bereits Anwaltskosten von 30.000 Euro bezahlt worden, aber jetzt stehen weitere 35.000 Euro im Raum für unserer Meinung nach nicht gerechtfertigte Sachen. Es handelt sich um ein uraltes Haus und wir vertreten die Meinung, dass eine Wertsteigerung entstanden ist. Auch die Feuermauer wollen wir sanieren, aber der Baumeister soll die persönliche Haftung übernehmen. Die Familie ist natürlich ein Opfer, aber sie kann nicht ewig in der Opferrolle verharren. Wir sind bereit zu sanieren, aber nicht zu diesen Bedingungen. Leider sind starke Emotionen im Spiel und ein normales Gespräch kaum mehr möglich", sagt Gerstacker. Eine Konfrontation vor Gericht scheint unausweichlich.

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