"Wir leben in einer postheroischen Gesellschaft"

Otto Penz ist Soziologe an der Uni Wien mit den Schwerpunkten Sport und Schönheit.

KURIER: Was ist ein Held?
Otto Penz: Ein Held zeichnet sich durch kriegerische oder körperliche Taten und eine heroische Haltung aus. Da geht es um Ehre und Männlichkeit. Doch diese Helden sind am Verschwinden.

Weil es keine Kriege mehr gibt?
Weil die großen körperlichen Taten von früher nicht mehr möglich sind.

Haben nun Sportler diesen Platz eingenommen?
Früher ja. Die großen Fußballer der 50er- und 60er-Jahre kann man als Helden bezeichnen, weil es bei ihnen noch um fußballerisches Können ging. Bei einem Beckham geht es vor allem um den Glamour rundherum. Er ist ein Star, kein Held. Auch ein Rogan ist nicht heroisch; bei ihm geht es nicht um Ehrenhaftigkeit, sondern um öffentliche
Aufmerksamkeit.

Das heißt: Es gibt heutzutage keine Helden mehr?
Ja, der Held ist mittlerweile eine historische Gestalt. Wir leben in einer postheroischen Gesellschaft.

Am Beispiel Markus Rogan sieht man, dass es oft ein schmaler Grat zwischen Hero und Zero ist.
Massenmedien können Stars produzieren, sie können sie aber auch vernichten. Beides gibt gute Schlagzeilen und hat Unterhaltungswert.

Warum schaffen so viele gefallene Helden ein Comeback?
In Österreich liegt es an den schlampigen Verhältnissen. Dass Doping-Sünder öffentliche Kommentatoren werden, ist eine österreichische Spezialität - und einfach unglaublich.

Und im Ausland?
Weil rundherum so viel passiert, vergessen die
Menschen auch schnell wieder. Die Zeit heilt alle Wunden.

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