Wienerwald bekommt neue Routen für Mountainbiker

Der Verein Wienerwald-Trails setzte auch den Trailpark Weidlingbach um.
Die Region stellt sich für Mountainbiker völlig neu auf. Trails-Park und Downhill-Routen stehen im Fokus.

Rund 1000 Kilometer an Mountainbike-Routen stehen den Freizeitsportlern im Wienerwald zur Verfügung. Das klingt erst mal gut, doch das Streckennetz hat mittlerweile 20 Jahre auf dem Buckel. „Es ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Andreas Hacker vom Stadt-Umland-Management. Nun wird an einem modernen Angebot gearbeitet, das den Fokus auf Single-Trails und Trailparks legt. „Es ist ein Neustart, den wir versuchen“, sagt Hacker.

Der Druck auf die Region im Wiener Umland ist enorm. Bis zu 90.000 Sportler sind im Wienerwald auf Mountainbikes unterwegs. Doch die Routen, die sie vorfinden, führen derzeit zu einem großen Teil über Forst- oder asphaltierte Straßen. Für viele mäßig attraktiv. Technik und Ansprüche haben sich weiterentwickelt. Im schlimmsten Fall wird dann illegal gefahren.

Da mit Jahresende die Nutzungsverträge der Grundeigentümer mit dem Wienerwald Tourismus auslaufen, soll bis dahin ein neues Grundstreckennetz entstehen. Die ersten Gespräche zwischen Gemeinden, Eigentümern – allen voran die Österreichischen Bundesforste (ÖBF), das Stift Klosterneuburg und die Stadt Wien – sowie den Ländern NÖ und Wien sowie dem Verein Wienerwald-Trails haben bereits begonnen. Der Sinn dahinter: Den Andrang zu lenken. „Wir wollen hier eine aktive Rolle übernehmen“, heißt es bei den ÖBF, die das Projekt forciert haben. Immerhin müssen zahlreiche Interessen, jene des Wild- und Naturschutzes, der Grundeigentümer und anderer Waldbenutzer berücksichtigt werden.

Neue Strecken

Derzeit werden die bestehenden Strecken auf ihre Tauglichkeit geprüft, als nächster Schritt sollen Wanderwege identifiziert werden, die sich als Shared-Trails – sowohl für Mountainbiker, als auch für Wanderer – eignen. Und zum Schluss werden Gebiete definiert, an denen eigene Downhill-Strecken gebaut werden könnten. Hacker könnte sich hier etwa das Gebiet um den Anninger vorstellen. „Dieses Netz muss alles können“, sagt er.

„Derzeit herrscht viel Unzufriedenheit auf Seite der Eigentümer, aber auch auf Seite der Nutzer“, erklärt Alexander Arpaci, Obmann des Vereins Wienerwald-Trails und Leiter der Agentur für innovative Natur- und Freizeitkonzepte (INUF). Die Experten entwickeln das neue Konzept, das auch Gastronomie, Parken oder Ladestationen für den neuen Trend eMountainbiken beinhaltet.

Schon jetzt gebe es mit dem Trailpark Weidlingbach bei Klosterneuburg sowie der Hohe-Wand-Wiese (siehe Zusatzbericht) Best-Practice-Beispiele. Gemeinsam mit acht Shared Trails im Wienerwald sei das ein gutes Angebot, auf dem das weitere Netz aufbauen soll. Die bisherigen Erfahrungen, betonen alle Parteien, seien sehr gut.

„Forststraßen muss es weiterhin geben, doch der Fokus liegt auf Single-Trails“, erklärt Experte Arpaci. Für die wird es einen Kriterien-Katalog geben. Das neue Konzept biete auch mehr Sicherheit: „Forststraßen bergen bergab ein Problem. Man fährt schneller und es sind mehr Wanderer unterwegs“, sagt Arpaci. Während Mountainbiker auf diesen bis zu 40 km/h erreichen, seien es bei Shared-Trails im Schnitt 10. Laut Experten ist zudem die Rücksichtnahme auf Letzteren höher.

Finanzierung offen

Die Finanzierung ist derzeit noch offen. Bisher haben Gemeinden sowie die Stadt Wien eine Pauschale an den Wienerwald Tourismus bezahlt. Dieser wird sich künftig als Vertragspartner um die Vermarktung kümmern, während sich Vereine verstärkt bei der Erhaltung der Wege einbringen sollen. Es gibt zudem Überlegungen zu alternativen Finanzierungsmodellen, etwa Sponsoring. Die Haftungsfrage wird über die Wegehaftpflichtversicherung des Landes NÖ gelöst.

Am 30. Juni eröffnet das Trailcenter auf der Hohe-Wand-Wiese. Künftig stehen Mountainbikern dort vier Strecken mit sieben Kilometern Länge zu Verfügung. Dazu kommen Gastronomie und ein Radservice.

Federführend ist der Verein Wienerwald-Trails, der bereits den Trailpark Weidlingbach bei Klosterneuburg gebaut hat. Die Erfahrungen damit sind gut, sagt Obmann Alexander Arpaci. Die Strecke werde gut angenommen. Wie gut, wird derzeit mittels Zählstelle erhoben. Die Erfahrungen zeigen, dass den Trail alle Altersgruppen nutzen. Auffallend sei, dass viel mehr Frauen unterwegs sind. „Das liegt an der Sicherheit und daran, dass es legal ist.“

Das Trailcenter Hohe-Wand-Wiese ist nun der nächste Schritt in Sachen Angebot. Hier geht es auch um die touristische Nutzung. Denn Mountainbiker, erklärt Arpaci, sind sehr kaufkräftig. „Sie sind oft über 35 und wollen ihren Sport legal ausüben, aber mit hohem Erlebnisfaktor.“ Dass die Stadt Wien von den Sportlern profitieren kann, glaubt auch Alexander Mrkvicka vom Forstamt. Deshalb beteilige man sich am Projekt im Wienerwald. Für die Stadt selbst kann er sich etwa die ganzjährige Öffnung der Mountainbike-Routen vorstellen.

Der Verein Wienerwald-Trails, der es sich zum Ziel gesetzt hat, ein zeitgemäßes Mountainbike-Streckennetz umzusetzen, sucht für Projekte derzeit noch Mitglieder und Unterstützer. Infos unter: http://www.wienerwaldtrails.at/mithelfen-spenden/

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