Wer Bankomat will, soll mit dem Konto zum Anbieter wechseln

Nicht nur Einheimische, auch Touristen vermissen ein Geldausgabegerät
Rossatz-Arnsdorf kämpft mit ungewöhnlichen Mitteln um Geldautomaten.

Verbissen kämpft der Bürgermeister der Gemeinde Rossatz-Arnsdorf in der Wachau darum, dass seine 1050 Bürger und Touristen nach zwei Jahren endlich wieder einen Bankomaten bekommen. Nach langen Verhandlungen stellt eine einzige Bank in Aussicht, einen Geldautomaten zu installieren. Nun wirbt Bürgermeister Erich Polz dafür, dass möglichst viele Menschen mit ihrem Konto zu dieser Bank wechseln. Das irritiert viele. Denn die Gemeinde selber will ihrer Hausbank treu bleiben.

"Vierzehn Kilometer in die eine Richtung, zehn in die andere." So oder ähnlich lautet jedenfalls die Auskunft, die erhält, wer immer sich im Gemeindegebiet von Rossatz-Arnsdorf, Bezirk Krems, erkundigt, wo der nächste Bankomat zu finden sei. Das geht vielen Einwohnern gegen den Strich.

Frequenz

Seit die Raiffeisenbank Krems – sie ist Hausbank der Gemeinde und hat den höchsten Marktanteil im Ort – 2015 ihre Filiale geschlossen hat, ist auch der Bankomat weg. 20 Behebungen pro Tag außerhalb der Tourismussaison seien einfach zu wenig, um die Kosten von 14.000 Euro pro Jahr zu decken, erklärt ihr Direktor Herbert Buchinger. Er gibt auch zu bedenken, dass seine Bank die örtlichen Filialen als Entgegenkommen länger betrieben habe, als wirtschaftlich gewesen wäre.

Den Aufruf des Bürgermeisters hält Buchinger für "außergewöhnlich": Auf einem Flugblatt der Gemeinde, das über Verhandlungen mit dem Mitbewerber Kremser Bank informiert, findet man auch gleich den Kontakt zu Mitarbeitern der Kremser Bank, die beim Kontowechsel helfen.

Noch sei nicht fix, ob man den Bankomaten installiere, hört man auf Nachfrage von der Kremser Bank. Die Entscheidung sei für Ende Mai geplant. Natürlich freue man sich über neue Kunden.

Unbehagen

Der Gedanke, der Raiffeisenbank, den Rücken zu kehren, behagt vielen Einwohnern aber ebenso wenig, wie jener, keinen Geldautomaten zu finden: "Die Raika hat mir einen Kredit gegeben, soll ich da weg gehen?", fragt Hermann Donnemiller. "Wir schaffen jetzt eine Bankomatkasse an, weil Leute, die bei uns einkaufen, oft zu wenig Bargeld mithaben. Die Kosten bleiben uns", meint Manuela Bergkirchner, deren Familie Marillen und Wein anbaut.

"Natürlich hängt es davon ab, wie viele Bürger die Bank wechseln. Für eine Gemeinde mit ihren vielen Konten ist das aber deutlich schwieriger als bei Privatleuten mit nur einem Konto", betont Ortschef Polz. Wenn das Anliegen bei der Bevölkerung auf zu wenig Gegenliebe stößt, werde er sich in persönlichen Gesprächen weiter bemühen. Zu diesem Zweck kündigt er eine Informationsveranstaltung an, die noch im April stattfinden soll und auf der er die Bedeutung des Themas neuerlich hervor heben will. "Wenn es nicht geht, verzichten wir eben darauf", meint Polz.

Der neue österreichische Gemeindebundpräsident Alfred Riedel empfiehlt den Gemeinden jedenfalls offen, mit jenen Banken Geschäfte zu machen, die auch ein Bankomatservice finanzieren. So gesehen müsste die Gemeinde eigentlich mit gutem Beispiel voran gehen.

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