Weil Deutsche nicht wollen: Land holt sich Geld in Norwegen

Weil Deutsche nicht wollen: Land holt sich Geld in Norwegen
Schockwellen des Kärntner Hypo-Bebens haben NÖ erreicht: So kam es zum Wickie-Kredit.

"Ich hab’s!" lautet einer der meistgehörten Sätze in der Kinder-TV-Serie "Wickie und die starken Männer". Der kleine Zeichentrick-Wikinger ruft ihn stets dann aus, wenn er die Lösung in einer mehr oder weniger kniffligen Situation gefunden hat. Die Problemlösungskompetenz dürften sich die modernen Wikinger bewahrt haben: Ein norwegischer Investor gewährte dem Land einen Kredit über rund 1,5 Milliarden Kronen – etwas mehr als 100 Millionen Euro. In Zeiten platzender Fremdwährungsblasen wird dieser Schritt von einigen mit Argusaugen beobachtet, aus Bankkreisen kommt Respekt für das Geschäft.

"Für uns war es wichtig, das Land selbstständig am Markt zu finanzieren", argumentiert ÖVP-Finanzreferent Wolfgang Sobotka das Geschäft mit Norwegen. Von einem Fremdwährungskredit könne aber keine Rede sein: "Bei dem Geschäft ist eine Bank dazwischen geschaltet. Sie ermöglicht, dass wir den Kredit in Euro aufgenommen haben und auch in Euro unsere Zinsen zahlen." Gegenüber dem KURIER beziffert die Landesfinanzabteilung die Kreditrate mit 0,5 Prozent. Stimmen, wonach das Geld über die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) billiger zu bekommen gewesen sei, kontert Sobotka: "Wir machen bewusst nicht alles über die OeBFA. Wir wollen unsere Unabhängigkeit bewahren."

Weil Deutsche nicht wollen: Land holt sich Geld in Norwegen
BILD zu OTS - O.Univ.-Prof.Dr. Josef Zechner wurde zur Klärung des Hypo Vorzugsaktien-Investments des Ex-Vorstands der Flick Privatstiftung bestellt.
Bereits 50 Prozent seiner Finanzierungen lässt NÖ über die Finanzierungsagentur des Bundes laufen. Diese greift mitunter selbst zum Euro-Umtauschtrick, um sich im US-Dollar-Raum bewegen zu können, weiß WU-Finanzexperte Josef Zechner. Bleibt noch die Frage: Warum macht man überhaupt Geschäfte mit den Wikingern? Als Grund nennt Sobotka die beschädigte Reputation Österreichs durch die Vorgänge rund um die Kärnter Hypo bzw. die HETA. "In Deutschland tut man sich derzeit schwer. Das war unser Hauptmarkt. Deutsche Investoren, die durch die HETA Geld verloren haben, machen jetzt einen Bogen um Österreich."

HETA

Professor Zechner bestätigt: "Die Nachfrage nach besicherten Anleihen ist gesunken, besonders aus Deutschland gibt es weniger Interesse." Um das Problem in den Griff zu bekommen seien rasche Verhandlungen mit den HETA-Gläubigern notwendig. Das sieht auch Sobotka so: "Kärntens Landeshauptmann ist gefordert, schnell zu einer Verhandlungsrunde zu bitten, eine Lösung zu suchen und weiteren Vertrauensverlust zu verhindern."

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