Von der Holzbühne zum Szenelokal

Niki Neunteufel mit Kim Wilde (Mitte)
Das Nikodemus auf dem Hauptplatz gehört zum Stadtleben – so wie sein Wirt Niki Neunteufel.

Auf dem Hauptplatz in Purkersdorf tummeln sich ungewöhnlich viele Menschen. Ungewöhnlich wohl vor allem für all jene, die zum ersten Mal in die knapp 10.000 Einwohner zählende Gemeinde kommen. Während anderswo mühsam darum gekämpft wird, die Innenstadt am Leben zu erhalten, bilden sich hier – direkt an der Wiener Stadtgrenze – meterlange Warteschlangen vor den Standeln des Bauernmarkts.

Trotz des großen Andrangs kann von Hektik in der Stadt keine Rede sein. Den Alltagsstress hat Purkersdorf anscheinend hinter sich gelassen. So sitzt auch Szenewirt Niki Neunteufel völlig entspannt im Gastgarten seines "Nikodemus". "Wir sind doch zu einem sehr lebenswerten Ort gewachsen", urteilt er über seine Heimatstadt.

Einfache Mittel

Dazu hat Neunteufel wohl auch selbst beigetragen. Denn als im Jahr 1989 der Verkehr aus dem Ortskern geleitet wurde, "ist kein Mensch mehr gekommen", wie sich Neunteufel zurückerinnert. Kurzerhand stellte er sich die Frage, wie die Leute zurückgeholt werden können und platzierte auf dem Hauptplatz eine kleine Holzbühne: "Damals haben wir mit einfachen Mitteln begonnen und Musiker von der Wiener Kärntner Straße geholt."

Der erste Star ließ aber nicht lange auf sich warten. Wolfgang Ambros hatte dem jungen Neunteufel "damals die Chance gegeben" und trat auf der provisorischen Bühne auf. Prompt kamen – ohne das Konzert vorher groß anzukündigen – 1000 Leute. "Da habe ich erstmals Lunte gerochen und gemerkt: Das gefällt mir", sagt Neunteufel.

Über 25 Jahre später gilt das "Nikodemus" als Treffpunkt der Musikszene: Von Falco über Austria 3 und Kim Wilde, sie alle gaben dem Lokal von Niki Neunteufel die Ehre.

Open Air Sommer

Gestern Abend stand beim Open Air Sommer das nächste Highlight an: Die österreichische Band Opus hatte sich angekündigt. All der Trubel lässt Niki Neunteufel mittlerweile aber kalt. Während hinter ihm gerade die Festivalbühne aufgebaut wird, nimmt er entspannt einen Schluck Espresso zu sich und meint: "Das muss eigentlich nur noch passieren." Vielmehr ist der Wirt bereits mit der Planung für das Programm im kommenden Jahr beschäftigt.

Das "Nikodemus" hat sich zu einer Purkersdorfer Institution entwickelt. Den damit verbundene Arbeitsaufwand nimmt Neunteufel gerne auf sich: "Mein Tag ist ausgefüllt, aber ich brauche diese Herausforderung." Da kann es schon mal sein, dass der Szenewirt erst um drei Uhr morgens ins Bett kommt und nur wenige Stunden Schlaf bekommt.

So könnte man fast meinen, dass der Lokalbesitzer beruflich nie zur Ruhe kommen kann. Doch zwei Mal im Jahr nimmt er sich eine Auszeit und durchbricht damit seinen Alltag. Allerdings ist auch in dieser Phase Ruhe ein Fremdwort. "Ich brauche das extreme Abenteuer." Gemeinsam mit seiner Frau geht es meist auf Fernreise: "Dann liege ich aber nicht für zwei Wochen im Liegestuhl. Das ist für mich verlorene Zeit."

Keine Ende in Sicht

Das Nachtleben will der erlernte Hotelfachmann keinesfalls nicht hinter sich lassen. Alkohol trinkt er gemeinsam mit seinen Gästen allerdings nur selten, "sonst ist der Verschleiß zu schnell da". Immerhin ist Niki Neunteufel – der vor Kurzem seinen 50. Geburtstag gefeiert hat – bereits seit über 27 Jahren in der Branche tätig.

Ein baldiges Aufhören kann sich Niki Neunteufel nicht vorstellen. Aber: "Das harte und auch faire an dem Beruf ist, dass letztendlich das Publikum sagt wann es genug ist. Die Menschen entscheiden wo die Reise hingeht." www.nikodemus.at

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