Verdacht auf Polioerkrankung in Traiskirchen

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Vier Asylwerber wurden im Flüchtlingslager im Schnellverfahren positiv auf Enteroviren getestet.

Im Flüchtlingslager Traiskirchen sind vier Asylwerbende im Schnellverfahren positiv auf Enteroviren (Auslöser von Polioerkrankungen) getestet worden, bestätigte Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, einen Online-Bericht des Standard. Vorwürfe, dass nicht alle Mitarbeiter rechtzeitig darüber informiert wurden, wies Grundböck zurück: "Alle, die informiert sein müssen, wurden informiert."

Kritik

Laut der Tageszeitung kritisierte ein Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte, dass man nicht ausreichend informiert worden wäre, obwohl viele von Anfang an in Kontakt mit den Betroffenen standen. Befristet Beschäftigte hätten zum Teil gar keine Informationen erhalten.

Für solche Fälle gebe es einen genauen Ablaufplan, der gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium ohne Anlass erstellt worden war, erklärte Grundböck. Demnach würden all jene Mitarbeiter informiert, die diese Information brauchen, das heißt in Kontakt mit den Betroffenen standen. "Eine Ansteckungsgefahr für alle Mitarbeiter und die Öffentlichkeit können wir daher ausschließen", versicherte der Sprecher.

Derzeit nur Verdachtsfälle

Der erste Verdachtsfall ist laut Innenministerium vor zehn Tagen bei einer Jugendlichen aufgetreten. Wenige Tage danach seien, bei einer syrischen Familie bei einem Schnellverfahren, die Mutter sowie zwei Kinder positiv auf Enteroviren getestet worden. Beim Vater sei nichts gefunden worden. Allerdings handle es sich um Verdachtsfälle, so Grundböck: "Medizinisch bestätigt wurde die Krankheit bisher nicht. Noch laufen die Untersuchungen."

Die vier betroffenen Asylwerben sind laut dem Sprecher in einem eigenen Bereich des Flüchtlingslagers untergebracht worden. Dort werden sie derzeit medizinisch betreut.

WHO bestätigt Polio in Syrien

Anfang November bestätigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch von Polio in Syrien. Als erste Reaktion des Landes werden derzeit großangelegte Kampagnen, bei denen 1,6 Millionen Kinder erfasst und geimpft werden sollen, durchgeführt. Nach Einschätzung der WHO und des ECDC (European centre for disease prevention and control) wird das Risiko eines Importes von Polio nach Europa in der gegenwärtigen Situation als gering eingestuft. Trotzdem kann eine Einschleppung der Krankheit in Einzelfällen nicht ausgeschlossen werden.

Enteroviren als Auslöser von Infekten

Es gibt fünf Arten Enteroviren: Poliovirus (Erreger der Kinderlähmung), Echovirus, Enterovirus, coxsackie Virus A und coxsackie Virus B. Alle fünf können zum Gehirn verbreiten und Meningitis verursachen.

Zu den Enterovirus-Erkrankungen gehören zum Beispiel die Sommergrippe, die Hand-Mund-Fuß-Krankheit, Bindehautentzündung, Meningitis und Myocarditis.

Die Poliomyelitis (kurz Polio), im deutschen Sprachgebrauch auch als Kinderlähmung bezeichnet, ist eine durch Polioviren hervorgerufene Infektionskrankheit, die Nervenzellen des Rückenmarks befällt und zu bleibenden Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod führen kann.

Seit 2002 gilt Polio in Österreich als ausgerottet, der letzte Fall wurde 1980 diagnostiziert.

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