Trend zu Cannabis "aus dem Wohnzimmer"

Bei entsprechender Pflege wuchert das Cannabis in Indoor-Plantagen
Drogen werden laut Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt immer seltener importiert. Man setzt auf Eigenproduktion.

Es war eine Premiere in Österreich. Zum ersten Mal hatte einer Gruppe von Cannabiszüchtern eine lebenslange Freiheitsstrafe gedroht. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt bediente sich im Vorjahr bei ihrer Anklage eines bis dato kaum genutzten Paragrafen. Wer in Verbindung mit "einer größeren Zahl an Menschen" Drogengeschäfte begeht, dem drohen zehn bis zwanzig Jahre beziehungsweise lebenslange Haft. Die Höchststrafe fasste jedoch keiner der dreizehn Angeklagten aus.

Gerade was die Suchtgiftkriminalität anbelangt, ist laut der leitenden Staatsanwältin in Wiener Neustadt, Barbara Haider, im gesamten Gerichtssprengel ein deutlicher Trend zu erkennen. "Es geht weg von den harten Drogen hin zu Cannabis. Bemerkenswert ist, dass die Drogen viel weniger importiert und immer häufiger im Inland erzeugt werden", so Haider. Im vergangenen Jahr wurden eine ganze Reihe hochprofessioneller Indoor-Plantagen ausgehoben und die Täter ausgeforscht. Der Trend hänge offenbar damit zusammen, dass die technischen Ausrüstungsgegenstände zur Aufzucht von Cannabis in sogenannten Grow- oder Hanf-Shops leicht zu beschaffen sind.

Dass weniger Cannabis importiert wird, hängt laut Haider sicher mit den im Zuge der Flüchtlingswelle eingeführten Grenzkontrollen in den Balkanländern zusammen. Laut der Anklagebehörde ist es besonders auffällig, dass für die ausgehobenen Indoor-Plantagen abgelegene Gewerbebetriebe und Häuser angemietet wurden.

Festnahme

Erst am Donnerstag ist in Niederösterreich wieder ein Fall bekannt geworden, bei dem ein 36-Jähriger aus dem Bezirk Mödling und eine 26-Jährige aus dem Bezirk Baden einen florierenden Handel mit Cannabis, Ecstasy und Kokain aufgezogen haben sollen. Ein 42-jähriger türkischer Komplize soll ihnen dabei geholfen haben. Bei einer Hausdurchsuchung in einem Objekt in Leobersdorf wurden Drogen im Wert von 90.000 Euro sichergestellt. In dem Labor sollen die Verdächtigen die Substanzen gestreckt haben.

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