Testament kostete Jungjurist den Job

Ein Notariats-Anwärter aus St. Pölten wurde gefeuert, weil er bei einer Testaments-Abfassung trickste. Jetzt droht ihm Berufssperre.

Von Pech verfolgt wird der renommierte St. Pöltener Notar Michael Billeth: Vor zwei Jahren erstach in der Kanzlei am Rathausplatz ein 44-jähriger Landwirt bei einem Scheidungsgespräch zur Gütertrennung vor den Augen des Büropersonals seine 40-jährige Ehefrau. Und jetzt geriet ein Notariatsanwärter auf die schiefe Bahn. Der junge Jurist hatte bei einer Testaments-Erstellung unerlaubte Eingriffe gesetzt. Als die Sache aufflog, wurde er sofort vom Chef entlassen.

"Er hat ein Testament im Nachhinein von einem Zeugen unterschreiben lassen, weil dieser beim vereinbarten Abfassungstermin kurzfristig ausgefallen war", berichtet Billeth. Dabei handle es sich zwar genau genommen nur um eine Formalität, aber so etwas sei strikt verboten und widerspreche jedenfalls dem hohen Berufsethos. "Unsere Branche ist derart sensibel und von absolutem Vertrauen geprägt, dass man so etwas nicht dulden kann." Daher habe er sich "unverzüglich von dem Mitarbeiter getrennt".

Zufall

Aufgefallen ist die Manipulation durch Zufall einem St. Pöltener Notar-Kollegen bei der Übernahme eines Testaments. In Stadt-Juristenkreisen kursierende Gerüchte, der ehrgeizige Substitut habe wie ein Messerschleifer am flachen Land seine Dienste bei Testamentsabfassungen angeboten und die Dokumente danach beglaubigen lassen, dementiert Billeth. "Er hat ab und zu Abendtermine gemacht, dort wo er wohnt. Aus falsch verstandenem Entgegenkommen, wenn ältere Leute gesagt haben: Gehen‘S, seien‘s net so förmlich. Aber da steckt nichts Arges dahinter."

Der entlassene Notariatsanwärter muss nun vermutlich sein Jobziel ändern. Ihm droht eine Berufssperre durch die Standesvertretung. Unklar ist noch, ob es ein Strafverfahren in der Causa gegen den Jungjuristen gibt.

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