Tauziehen um die Stellungskommission: Heeresreform lässt die Soldaten hoffen
In den Schubladen einiger Generäle war das Papier bisher sicher verwahrt, und nur Insider wussten Bescheid. Doch der Inhalt birgt Sprengstoff: So hielten es führende Militärs für nicht ausgeschlossen, die Stellungskommission in Niederösterreich zu streichen. Die Jugendlichen hätten nach Wien und Oberösterreich ausweichen müssen, wo noch Kapazitäten frei sind. Aber auch die Sanitätsschule in der Hesserkaserne in St. Pölten war vom Rotstift bedroht. 200 Rettungssanitäter werden hier jährlich ausgebildet. Die Schließung war schon so gut wie beschlossen, auch wenn Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos nach einem KURIER-Bericht ein Aus noch dementierte. Bei den Soldaten in der Landeshauptstadt war Feuer am Dach.
Talentecheck
Nach der Präsentation der Wehrdienstreform durch Verteidigungsminister Gerald Klug und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hat sich die Stimmung im Militärkommando aber wieder schlagartig gebessert. Grund: Durch den neuen Talente- und Leistungscheck soll die Stellungskommission, in der jährlich 9000 jungen Menschen auf Herz und Nieren geprüft werden, sogar noch aufgewertet werden. „Durch die präsentierten Eckpunkte der Reform sind wir zuversichtlich, Einrichtungen des Heeres in Niederösterreich halten zu können“, sagt NÖAAB-Geschäftsführer Bernhard Ebner. „Außerdem“, fügt Militärkommandant Rudolf Striedinger hinzu, „soll die Wehrpflicht künftig auch einen stärkeren regionalen Bezug erhalten“. Und der verstärkte Fokus auf die Gesundheit helfe vor allem dem ärztlichen Bereich.
Ein Aus der Stellungskommission wäre für St. Pölten jedenfalls eine Katastrophe gewesen, weiß Vizebürgermeister Matthias Adl. „Die Hälfte aller Stellungspflichtigen verbringt die Nacht in der Hauptstadt.“ Davon würden Lokale, Taxiunternehmen, Kinos, Restaurants und das Bowlingcenter profitieren.
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