St. Pölten: Rasanter Zug bringt Zuzug

Symbolbild
Experten erwarten Bevölkerungswachstum aus Wien, subtile Werbewelle rollt.

Es ist vergleichbar mit der Eröffnung der Kaiserin Elisabeth-Bahn 1860, als sich die Bevölkerung innerhalb von zehn Jahren auf 15.000 verdreifachte“, prophezeit City-Mastermind Josef Wildburger. Gut, von derzeit 52.206 Bürgern auf 150.000 hochzuschnellen, sei zwar unrealistisch, aber: „St. Pölten täte gut daran, sich auf einen gesteigerten Zuzug vorzubereiten.“

Ab 9. Dezember nämlich, wenn die neue Westbahn mit der Fahrplanumstellung in bloß 25 Minuten zwischen der Bundes- und der Landeshauptstadt pfeilt. Was Bürgermeister Matthias Stadler als „Meilenstein für die Stadtentwicklung“ wertet, gründet für Wildburger auf unübersehbaren Fakten: „Es gibt rund um Wien wenige so gute Ansiedlungsgebiete wie St. Pölten, aber alle anderen sind schon besetzt.“

Potenzielle Zuzügler werden freilich nicht mit Aggressivwerbung konfrontiert. „Wir stellen uns nicht mit einem Standl in Wien auf den Rathausplatz und sagen, übersiedelt‘s zu uns“, erklärt Rathaussprecher Martin Koutny. Man werbe subtiler mit Inseraten in den Immo-Beilagen von Tageszeitungen, auf Immo-Messen von Cannes bis München und bei Wirtschaftsveranstaltungen. Gewollt sei „gesundes Wachstum in vernünftigem Rahmen“ und keine Bevölkerungsexplosion.

Billig-Metropole

Die Immobilien-Wirtschaft habe schon „massiv reagiert“ auf die kommende Blitzbahn, weiß Wildburger. „Es gibt eine rasante Bautätigkeit von privaten und öffentlichen Wohnbauträgern wie in keiner vergleichbaren Stadt.“ Und nach wie vor, wie Immobilien-Makler Georg Edlauer berichtet, „höchst attraktive Preise“. St. Pölten habe sich in den vergangenen zwei Jahren „von der billigsten zur zweitbilligsten Landeshauptstadt hoch gearbeitet“. Auch der Wohnexperte rechnet mit einem Zuzügler-Schub durch die Bahn-Beschleunigung, es gebe nirgendwo Knappheit und man sollte „jedes sympathische Mittel nutzen, um St. Pölten darzustellen, wie es ist“.

Aber bitte auch mit leistbaren Quartieren für Jungbürger, damit die nicht flüchten, fordert die Junge ÖVP. Mit 60 Prozent Tunnelanteil erinnere die Neue Westbahn schon mehr an eine U-Bahn.

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