St. Pölten: Rachefeldzug gegen die Feuerwehr

Es ist ein ungeheurer Verdacht, der auf einem Polizeibeamten lastet: Der Inspektor mit Sprengstoffausbildung soll im übertragenen Sinn eine "Bombe" gelegt haben, die nach hinten los ging. Als Verfasser von anonymen Aufdecker-Briefen, die an den niederösterreichischen Landesfeuerwehrkommandanten Josef Buchta und an Zeitungsredaktionen adressiert waren. Darin warf er dem gesamten Kommando der Stadtfeuerwehr St. Pölten brutalen Missbrauch von Autoritätsverhältnissen und dessen Vertuschung vor.
Überzeugt von der Haltlosigkeit der bis in Ausbildungsdetails gehenden Vorwürfe gegen Branddirektor Dietmar Fahrafellner sowie seine Vizes Max Ovecka und Michael Pulker, ging die Feuerwehr in den Gegenangriff. Nach einer Anzeige ermittelte das Landeskriminalamt und bestätigte schließlich einen ersten Verdacht: Mutmaßlicher Briefschreiber ist der beruflich in Wien tätige Polizist. Ein kriminologischer Schriftvergleich war eindeutig. Nach Expertenurteil besteht zwischen der Kuvert-Aufschrift und dem Schriftbild des dringend Tatverdächtigen "idente Urheberschaft".
Suspendiert
Ein mögliches Tatmotiv ist im Hintergrund zu suchen: Der knapp 40-Jährige steht wegen interner Anschuldigungen als Feuerwehrmann in St. Pölten im Mittelpunkt eines Disziplinarverfahrens. Er ist von der Löschtruppe suspendiert und könnte daher einen Rachefeldzug gegen die FF-Granden gestartet haben.
Der Beamte streitet alles ab. Er behauptet, zum Tatzeitpunkt Ende Jänner - die Briefe wurden am 1. Februar zugestellt - auf den Philippinen gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat Anklage wegen Verleumdung erhoben. Am 8. August ist Prozess, für den Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.
Fahrafellner ist erleichtert über die Aufklärung. "Wäre das im Raum stehen geblieben, hätte es mit einem Schlag unsere ganze Aufbauarbeit kaputt gemacht." Feuerwehr-Anwalt Josef Gallauner spricht von "perfidester Verleumdung, um die Kommandanten fertig zu machen und bloß zu stellen."
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