Sieben Jahre Haft für 725 Euro

Sieben Jahre Haft für 725 Euro
Tankstelle ausgeraubt, weil er Geld für Spielautomaten und Nachtleben brauchte: 23-jähriger St. Pöltener hart verurteilt.

Es passt scho‘“ meinte der Täter, nachdem ihm die Überfallene unter Drohung eines Klappmessers 725 Euro eingesackt hatte. Gerade so viel, als er monatlich Arbeitslose bekommt. „I hab‘ gesehen, dass er ganz rote Augen hat und dacht‘, is er auf Drogen oder was?“ schildert Tamara M.und weint. „Ma denkt halt oft dran.“

Die Szenen, als sie mutterseelenalleine in der Jet-Tankstelle St. Pölten einem Räuber gegenüberstand, lassen sich nicht so einfach wegwischen. Richterin Andrea Humer tröstet die 23-Jährige. „Jetzt ist es wirklich endgültig aus.“

Ein Verlierer sitzt auf der Anklagebank. Babyface, Spitznase. Richard P., 23, aus St. Pölten, Kellnerlehre abgebrochen, Kurzzeit-Hilfsarbeiterjobs, langzeitarbeitslos, 30.000 Euro Schulden. Auch am 14. November, als er trotz leerer Börse „unbedingt Admiral spielen“ wollte.

Da lag schon eine Wollhaube bereit, in die er Tage zuvor Sehschlitze geschnittten hatte. „Damit i seh, wie ‘s ausschaut. I hab mir nix dacht dabei.“ Nicht weit war‘s zu Fuß von daheim zur Tankstelle. Eineinhalb Stunden drückte sich P. dort herum, wo ihn die Videokamera nicht erfasste. Dichter Nebel hing über der Stadt und um 19.45 Uhr war es soweit. Kein Kunde im Kiosk. „Das ist ein Überfall! Gib mir das Geld her!“

Nach dem Coup ließ P. den Big Spender raushängen. Ließ sich mit Freunden im Taxi in die City chauffieren, warf Whiskey-und Schampusrunden. Tags darauf kursierte schon sein Fahndungsbild. Was tat Spitznase? „Ich hab einen kleinen Koffer gepackt, hab vorm Polizeiwachzimmer Traisenpark noch eine Zigarette geraucht und bin dann rein gegangen.“

Richterin: „Wie soll‘s denn mit Ihnen weiter gehen?“ Angeklagter: „I hab viel nachdacht‘, dass sich was ändern muss. So kann‘s net weiter gehen.“ Richterin: „Sie werden noch viel Zeit haben zum Nachdenken.“

Das Urteil ist hart und nimmt am Strafrahmen für schweren Raub (5 bis 15 Jahre) Maß: Sieben Jahre Haft plus acht Monate aus widerrufenen bedingten Verurteilungen. Alle nicken ab, selbst der Räuber. „I steh dazu, was i g‘macht hab‘. Es ist mir peinlich und mir tut‘s leid.“ Nach jahrelang vertanen Chancen sei es „endlich an der Zeit, reinen Tisch zu machen“, meint die Richterin.

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