Section-Control als Cashcow

Streckenradar: Section Control
Vorwurf der Abzocke nach mehr als 1000 Anzeigen pro Tag auf der A2.

Raser, Drängler und andere undisziplinierte Autofahrer bescheren dem Autobahnen- und Schnellstraßenerhalter jedes Jahr einen Geldregen. Bis zu 70 Millionen Euro werden so in die Kassen der Asfinag gespült. Besonders die Baustellenradar-Anlagen und die Section-Control haben sich zur finanziellen Cashcow entwickelt.

Wenn jedoch Tausende Autofahrer pro Tag in ein und dieselbe Radarfalle tappen, wird sogar polizeiintern von Abzocke gesprochen. Bestes Beispiel dafür ist eine neue, stationäre Radaranlage auf einer Baustelle der Südautobahn beim Knoten Wiener Neustadt, die seit Ende Februar eine 80-km/h-Beschränkung überwacht. In den ersten acht Tagen sind alleine auf der Richtungsfahrbahn Wien 9500 Schnellfahrer geblitzt worden. Bei einem Schnitt von etwa 90 Euro pro Anzeige sind das Einnahmen von mehr als 100.000 Euro pro Tag. 80 Prozent der Bußgelder gehen an die Asfinag, der Rest für den Verwaltungsaufwand an den Staat.

Section-Control als Cashcow
HONORARFREI Ferdinand Zuser Polizei Niederösterreich
Eigentlich hatte die Asfinag für den Streckenabschnitt, auf dem derzeit die Brücken saniert werden, eine Section-Control beantragt. "Es wurde vom Verkehrssachverständigen jedoch eine stationäre Radaranlage empfohlen. Man hat in dem Bereich verengte Fahrspuren und Verschwenkungen", erklärt der Leiter der nö. Landesverkehrsabteilung der Polizei, Brigadier Ferdinand Zuser. Anders als die Section-Control ist das Radar allerdings nicht davor gekennzeichnet und kaum zu erkennen. "Deshalb werden dort auch so viele Autolenker geblitzt. Der Standort ist bewusst ausgewählt", sagt ein Polizei-Insider.

170 km/h Spitze

Die Asfinag bestreitet das. Für Zuser ist die Radarüberwachung in dem Bereich eine absolute Notwendigkeit: "Die Firmen bangen um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter auf der Baustelle. Die Zahl der Strafen zeigt, dass es notwendig ist, dort zu überwachen". Der bisherige Spitzenreiter war in der 80er-Beschränkung übrigens mit fast 170 Sachen unterwegs. Abzüglich der Messtoleranz wurde er für 157 km/h belangt.

So wie schon im vergangenen Jahr wird die Baustelle demnächst für die dringend notwendige Fahrbahnsanierung auf den gesamten Abschnitt zwischen Wiener Neustadt und Seebenstein ausgeweitet. Für diese Phase hat die Asfinag eine Section-Control für die Gesamtlänge von 13 Kilometer beantragt.

Dabei werden schlechte Erinnerungen an das Vorjahr wach. Bei der ersten Bauphase wurde eine 80er-Beschränkung verhängt, obwohl alle drei Fahrspuren pro Richtung fast uneingeschränkt befahrbar waren. In nur zwei Monaten tappten deshalb 25.000 Schnellfahrer ins Radar, was eine Beschwerdeflut der Autolenker zur Folge hatte. Auf Intervention des ÖAMTC leitete sogar die Volksanwaltschaft ein Prüfungsverfahren ein.

Die zuständige Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen kam mit der Abwicklung der Anzeigen nicht mehr nach und forderte in einem Brief an das Land NÖ, die Kontrollen einzuschränken.

Dabei war diese Radarfalle gar nicht der Anzeigen-Spitzenreiter in Österreich. Den Rekord hält wohl eine Baustelle aus dem Jahr 2015 auf der A4 bei Schwechat. Dort wurden in nur fünf Monaten 111.000 Schnellfahrer geblitzt.

Laut Asfinag-Sprecherin Alexandra Vucsina-Valla sind die Einnahmen aus den Bußgeldern eine Notwendigkeit für die Straßenerhaltung. Die Erlöse sind zweckgebunden und fließen direkt in den Betrieb und Bau des Streckennetzes und damit in die Erhöhung der Verkehrssicherheit, heißt es.

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