Schwarze Witwe unter Mordverdacht

Schwarze Witwe unter Mordverdacht
Eine 51-jährige Polin wurde verhaftet. Sie könnte zwei ihrer Partner vergiftet haben. Die beiden Leichen werden demnächst exhumiert.

Bogumila W. ist kein Kind von Traurigkeit. Zwei ihrer Männer musste die 51-jährige Polin seit 2010 zu Grabe tragen. Doch schon im Spital, in dem ihr zweiter Lebensgefährte gestorben war, lernte sie die dritte große Liebe kennen. Ist es Zufall, dass W. beide Männer über Kontaktanzeigen kennenlernte; beide binnen Monaten rapide abbauten und verwahrlosten; noch rasch ihr Vermögen übergaben und dann jämmerlich in Spitälern starben?

Daran glaubt nun auch die Staatsanwaltschaft Krems nicht mehr. Als die ORF-Sendung "Ein Fall für Resetarits" und der KURIER berichteten, sah man offiziell noch keinen Handlungsbedarf. Dienstagnachmittag wurde W. aber dann an der Adresse ihres jetzigen Freundes (81) in Wien-Donaustadt verhaftet. Sie steht im Verdacht, etwas mit dem Ableben von Herbert Ableidinger und Alois F. zu tun zu haben.

Beide Verstorbenen sollen in den nächsten Tagen exhumiert werden. Ein Gerichtsmediziner muss die Todesursache klären und der Frage nachgehen, ob die Toten vergiftet worden sind.

In einem Fall, bei Herbert Ableidinger, deutet bereits jetzt alles darauf hin. Die Staatsanwaltschaft wartete auf ein Gutachten, das seit Kurzem vorliegt. Alte Ge­webeproben Ableidingers wurden untersucht. Das Ergebnis: "Die chemische Analyse ergab eine abnorme Arsenbelastung in der Größenordnung des 50-fachen der normalen Arsenkonzen­tration", sagt Franz Hütter von der Staatsanwaltschaft Krems. Der zweite Mann, Alois F., könnte laut dem Gutachten durch ein pflanzliches Gift gestorben sein.

Ein ähnlicher Fall, jener von Elfriede Blauensteiner, ging in die Kriminal­geschichte ein. Die Frau hatte ihre Männer vergiftet und beerbt.

Die letzten Monate beider Verstorbenen weisen viele Parallelen auf. Herbert Ableidinger war mit seinen 68 Jahren kein Jungspund mehr, aber immerhin fit genug, um mit W. ein neues Leben zu beginnen. "Er suchte keine Pflegerin, sondern eine Frau für sein Leben", erzählt seine Tochter, Karin Ojukwu. Seine Haushälterin erinnert sich an einen kräftigen Mann – bis er Bogumila W. kennenlernte.

Dann ging es bergab, sowohl gesundheitlich als auch mit seinem Vermögen. Er überschrieb der Polin seine Wohnung, löste seine Lebensversicherung auf, sein Mercedes Baujahr 2007 verschwand spurlos. Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass W. als Pflegerin bei Ableidinger wohnte, und quasi als "Vorauszahlung" für ihre Dienste die Wohnung bekam.

"Er hatte zum Todeszeitpunkt gerade mal eine Unterhose besessen", sagt seine Tochter. Am 14. Oktober 2010 , als Ableidinger ins Spital kam, war der korpulente Mann abgemagert, wundgelegen und mit 33 Grad Celsius Körpertemperatur extrem unterkühlt. Er starb am selben Tag.

Ojukwu, die wenig Kontakt zu ihrem Vater hatte, lernte etwas später Frau F. kennen. Die Schwester von Alois F., deren Geschichte jener von Ojukwu ähnlich war: Alois F. aus dem Bezirk Krems war Feuer und Flamme für seine neue Liebe – Frau W. Das erzählte er seiner Schwester noch am Christtag 2010. Dann riss zwischen den Geschwister der Kontakt ab. Jeder Versuch von Frau F., ihren Bruder zu sprechen, scheiterte an der 51-Jährigen.

Alois F. kam in miserablem Zustand ins Spital. Verwahrlost, ausgetrocknet, mit einer Lungenentzündung. Am 14. Februar 2011 starb er laut Obduktion an einer Infektion durch einen Schimmelpilz – oder vielleicht doch an einem Pflanzengift?

Zuvor soll er W. sein Auto übergeben haben. Eine Sachverhaltsdarstellung der Schwester an die Justiz blieb damals folgenlos. Anwalt Ernst Brunner, der Karin Ojukwu vertritt, spricht von einem Erfolg: "Endlich gibt es die Exhumierungen. Darauf dränge ich schon die ganze Zeit."

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