Salz & Pfeffer: Wirtshaus Zattl

Die Restaurant-Kritik von Florian Holzer aus dem FREIZEIT-Kurier - Unter dem Motto: "Lieber billig und voll als teuer und halb leer".

Gastfreundschaft ist ein oberstes Prinzip der Benediktiner im Schottenstift. Jahrelang ließ man die Hendlbraterei Wienerwald den Stiftskeller betreiben, nun ist es am Sieveringer Konditor Michael Zattl, das Stift zu einem gastlichen Ort zu machen.
Und das ist nicht gerade eine geringe Aufgabe.

Der Garten - ein traumhaftes Ensemble von riesigen Kastanien und Linden, Kiesboden und nicht weniger als 390 Sitzplätzen - ist schon fertig und wird bereits bekocht, am Rest wurde noch fieberhaft gearbeitet: ein Schankraum in altem Gewölbe mit jungem Holz-Mobiliar, ein Stammtisch mit Bier-Direktanschluss zum Selberzapfen (Pilsner Urquell unpasteurisiert, mit Tankwagen direkt aus Tschechien geliefert), ein großer Gastraum, ein Event-Keller und eine Espresso-Bar - 800 Sitzplätze insgesamt!

Wiener Hausmannskost "lieber billig und voll als teuer und halb leer", lautet das kulinarische Motto. Gut, nur ob das reicht, ist die Frage. Denn diese Idee haben derzeit ja so ziemlich alle. Die Rindsbouillon war bis auf ihre graue Farbe ganz okay (3 €), das Kalbsrahmgulasch rahmig bis uninspiriert (9,20 €), das Zanderfilet ein bisschen angebrannt, der Blattspinat dazu aus der Tiefkühltruhe (12,50 €). Alles nicht so schlimm - aber eine Bereicherung?

Wirtshaus Zattl, Wien 1, Freyung 6, Tel.: 01/533 72 62, Mo-So 10-2

aus: FREIZEIT-Kurier vom 13.6.

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