Kleine Feierstunde: Für Spender und die Freiwilligen gab es „Dank und Anerkennung“

© KURIER/Stefan Straka

Hollabrunn

Reiche Tafel für Bedürftige

Jeden Samstag wird eine Tonne Ware vergeben. Ausgabestelle Retz ist in Planung.

von Stefan Straka

12/12/2014, 05:54 PM

Das Gemüse ist eigentlich noch frisch, genauso wie das Brot und das Gebäck, die Äpfel sind pausbäckig, die Bananen haben bestenfalls ein paar braune Flecken. Vor fünf Jahren begann das Rote Kreuz Hollabrunn erstmals Lebensmittel zu sammeln, um damit Hilfsbedürftige gratis zu versorgen. Jene Lebensmittel, die längst für den Mistkübel und nicht mehr für das Regal bestimmt sind, weil sie ein paar Makel haben. Die "Aktion Lebensmittel" wurde zum durchschlagenden Erfolg. Mittlerweile gibt es "die Tafel" in ganz Niederösterreich. Der fünfte Geburtstag der Umverteilungsaktion wurde nicht groß gefeiert. Einzig jene, die am Gelingen der Aktion beteilt sind, wurden vor den Vorhang gebeten: Die 60 Freiwilligen, ohne die es nicht funktionieren würde und die Spender, die Samstag für Samstag dafür sorgen, dass die Gabentische im Studentenheim reich gefüllt sind.

"Wie wir das Baby aus der Taufe gehoben haben, hat noch niemand gewusst, was daraus wird", erinnerte sich Rot Kreuz-Bezirksstellenleiter Stefan Grusch an die Anfänge im Jahr 2009. Gabriele Schönauer und Jürgen Schwarz fuhren erstmals nach Kufstein in Tirol, um "Tafelluft" zu schnuppern. "Wir wussten ja nicht, wie es logistisch funktionieren sollte", sagt Schwarz.

Voller Enthusiasmus kam man zurück und begann an der Umsetzung zu arbeiten. Viele Telefonate und Überzeugungsarbeit waren in der Startphase notwendig. "Am Anfang holten wir die Lebensmittel mit dem Rettungswagen ab", sagte Schönauer.

Armutsfalle

An die 80 Familien werden jede Woche versorgt – bis Ende November waren das heuer 6853 Personen. Die Armut hat im Bezirk viele Gesichter. Arbeitslosigkeit, Scheidung, soziale Isolation, Krankheit oder ein schlimmer Unfall sind nur einige Beispiele dafür, wie schnell Menschen in die Armutsfalle geraten. "Wir hatten schon Menschen, die in Erdkellern leben", sagt Schönauer. Die Bezugsberechtigten müssen die Einkommensverhältnisse darlegen, es gibt auch stichprobenartige Kontrollen. "Die meisten sind mehr als berechtigt. Es gibt niemanden, der sich etwas erschleichen will", meint Schönauer. Auffallend ist auch, dass die Zahl der Hilfsbedürftigen im Bezirk Hollabrunn steigt. Derzeit ist in Retz eine eigene Ausgabestelle in Planung. Im Februar oder März nächsten Jahres könnte bereits der Start erfolgen.

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