Prozess: "Nationaler Widerstand ist cool"

Prozess: "Nationaler Widerstand ist cool"
Ein Monteur machte via Facebook in Sachen Wiederbetätigung mobil. Dem braunen Wirrkopf drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Im Test "How Nazi are you?" hatte der Angeklagte 99 Prozent eingefahren. "Bin enttäuscht" postete er 40 Facebook-Freunden. "Eigentlich sollten es 100 Prozent sein." Die Frage "Welche verstorbene Seele wohnt in Dir?" beantwortete er mit "Adolf Hitler" und als religiöse Einordnung nannte er "W.O.T.A.N", was für "will of the arian nation" ( Willen der arischen Nation, Anm. ) steht.

Es blieb nicht bloß bei mentaler Inkontinenz. Wo andere einen Rosenkranz hängen haben, baumelte bei ihm überm Auto-Rückspiegel ein Hakenkreuzorden. Am Autoheck prangten Keltenkreuz und "Kraft durch Freude"-Aufkleber, und er warf sich trotzig im T-Shirt mit der Aufschrift "Ruhm und Ehre der Wehrmacht" in Fotopose.

Ein 32-jähriger Monteur aus dem Bezirk St. Pölten muss sich wegen Wiederbetätigung (Strafdrohung ein bis zehn Jahre Haft) am Landesgericht St. Pölten verantworten. Im sozialen Netzwerk klopfte er als Führer der von ihm gegründeten Gruppe "Nationaler Widerstand" Sprüche wie "Unsere Bewegung ist nicht mehr aufzuhalten" und "Es ist Zeit, Farbe zu bekennen".

Auf der Anklagebank freilich stammelt er nur. Schuldig oder nicht? "Keine Ahnung." Wie kommt er auf die Widerstandsgruppen-Idee? "Keine Ahnung. Das war mir zehn Tage später schon wieder wurscht." Welche Leute sollten dadurch angesprochen werden? "Das weiß ich nicht. Ich hab mir gedacht, nationaler Widerstand ist cool. Das hat mir gefallen."

Weiße Rasse

An der Hand hat Jürgen H. die "Schwarze Sonne", ein verdecktes SS-Symbol, eintätowiert. "14/88" (alphabetische Kürzel für "Auf Deutschland/Heil Hitler") grüßt vom Volkswagen-Heck. "Das hat irgendwas mit der weißen Rasse zu tun", teilt er den Geschworenen mit. Aber nunmehr "interessiert mich das seit zwei Jahren nicht mehr, der ganze Schas". Seit er eine neue Freundin habe, "hat es mir den Vogel rausgehaut".

Vergeblich versucht der Richtersenat (Vorsitz Doris Wais-Pfeffer) herauszufinden, welche fundierten Ideologien H. antreiben. Doch es kommt bloß krauses Gedankengut zutage. "I bin Österreicher, und mir is des net wurscht, wenn da Leut’ reinkommen, die nix zahlen, sich nur Papiere holen und hollodaro" erklärt der braune Wirrkopf. "Ma muss was tun, damit die Leut’, die für Österreich sind, net immer weiter geschröpft werden." Ein Polizist habe ihm gesagt, die Autopickerln seien nicht strafbar, nur "hart an der Grenze". Um den Beamten zu befragen, wurde die Verhandlung vertagt.

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