Präsidentenwaggon um einige Tausend Euro verschleudert

Der Salonwagen steht derzeit in Strasshof, laut dem Eisenbahnmuseum soll er beschädigt sein
Geprüft wird auch der möglicherweise illegale Verkauf von zwei älteren ÖBB-Lokomotiven.

Er diente Bundespräsidenten wie Franz Jonas oder Rudolf Kirchschläger als Transportmittel. Heinz Fischer reiste mit ihm zuletzt im Vorjahr nach Mürzzuschlag. 1966 wurde der Salonwagen für Österreichs Staatsoberhäupter fertig gestellt. 2013 verkaufte ihn die ÖBB-Erlebnisbahn an das Eisenbahnmuseum in Strasshof (NÖ). Um einen vierstelligen Eurobetrag, wie dort dem KURIER bestätigt wird.

Denkmalgeschützt

Angeblich hätte ein ausländisches Unternehmen einen höheren Preis für den "Salon 10" geboten, sagen Insider. Den Zuschlag bekam dennoch das Eisenbahnmuseum. "Der Waggon hatte Schäden, ist denkmalgeschützt und man muss kräftig investieren", sagt der Kurator Rupert Gansterer. Bei einem Weiterverkauf hätten die ÖBB ein Vorkaufsrecht. "Von einem höheren Angebot wissen wir nichts."

Derartige Verdachtsfälle prüft derzeit die interne Konzernsicherheit der ÖBB. Der Geschäftsführer der Erlebnisbahn wurde suspendiert, vier Mitarbeiter beurlaubt. Die Geschäfte des Bahnchefs und FPÖ-Gemeinderates Johann Narrenhofer werden nun durchleuchtet, rückwirkend auf neun Jahre. Unklar ist, ob es eine persönliche Bereicherung gab. Offiziell lautet die Untersuchung derzeit auf "Kompetenzüberschreitung". Betrug wäre es dann, wenn die Züge verkauft und anschließend teuer zurückgemietet wurden. Ob das passiert ist, ist Gegenstand der laufenden internen Ermittlungen. Laut Gansterer wurde zumindest eine zuvor gekaufte Oldtimer-Lok fünf Mal an die Erlebnisbahn wieder zurück "ausgeliehen".

Die ÖBB-Tochter Erlebnisbahn hat sich auf die Veranstaltung von Oldtimerfahrten spezialisiert. Doch der defizitäre Bereich sollte heuer verkauft werden. Offenbar wurden aber die Filetstücke zu Dumpingpreisen an private Vereine verkauft. Auch gibt es Vorwürfe, dass in den ÖBB-Hallen Umbauten für private Firmen gemacht wurden. Dazu geht es um den Verkauf von zwei Lokomotiven der Baureihe 2143. Diese soll die Erlebnisbahn verkauft haben, obwohl sie einem anderen Bereich der ÖBB gehörten.

Wie berichtet, gab es bereits eine Durchsuchung der Erlebnisbahn-Büros in Wien-Alsergrund. Alle Geschäftsunterlagen wurden versiegelt. Die ÖBB prüfen derzeit, ob Anzeige erstattet wird.

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