Ruf nach Sicherheit am Bahnhof

ÖBB Securitys am Bahnhof St. Pölten: FPÖ-Stadtrat Nonner spricht von „zahnlosen Wächtern“, ein Bahn-Sprecher sieht keine Probleme.
Bürger und Politiker fordern Polizeiinspektion am Bahnhof. Stadler beißt im Ministerium auf Granit, und die Exekutive winkt ab.

„Meine Frau traut sich am Abend nicht mehr alleine durch den Bahnhof zu gehen, da nimmt sie lieber Umwege in Kauf“ berichtet Hubert Zoth. „Die Polizeiinspektion hätte eigentlich nie wegkommen dürfen.“

Auch Ilse Gensberger fühlt sich nicht sicher. „Am Tag geht‘s ja mit der Security noch, aber abends trau ich mich nicht durch, wenn ich in die Innenstadt will.“ Egal, wen man am Hauptbahnhof St. Pölten nach der Sicherheitslage befragt – man findet kaum jemand, der nicht wieder einen Polizei-Stützpunkt (wie er bis 2000 existierte) herbeisehnt.

Mit 26.000 Passagieren täglich und Tausenden querenden Passanten zwischen Innenstadt und St.Pölten-Nord ist der Bahnhof ein Ballungszentrum ersten Ranges. Damit ist der Verkehrsknoten aber auch ein Treff für Bürgerschrecks – von jugendlichen Anpöblern über betrunkene Stänkerer bis zu Bettler-Banden und Kleinkriminellen.

FPÖ-Initiative

„Ein Sammelpunkt für alle, die etwas aushecken“ weiß FPÖ-Stadtrat Hermann Nonner. Seit ein 51-jähriger St. Pöltener brutal niedergeschlagen wurde, fordert er ein Polizeiwachzimmer. Auf seine Initiative hin beauftragte der Gemeinderat den Bürgermeister zu Verhandlungen mit der Innenministerin. „Er kommt dem ohne Begeisterung und nicht einmal im Ansatz nach“, kritisiert Nonner. Die ÖBB-eigene Bahnhofs-Security sei mangels Befugnissen kein Ersatz. „Wir brauchen Polizisten statt zahnlosen Wächtern.“

Stadtchef Matthias Stadler verweist auf „mehrere Gespräche im Innenministerium, wo mir erklärt wurde, eine Bahnhofs-Polizeiinspektion kommt nicht infrage.“ Er ortet „von der Frequenz her sehr wohl Bedarf dafür, und die ÖBB wären auch bereit, entsprechende Räumlichkeiten zu schaffen.“

Die ÖBB-Security registriert täglich zehn bis 20 Einsätze. „Das reicht vom Streit schlichten bis zum Verweis von Rauchern. Es gibt kein Problem, wo sie sich nicht durchsetzen könnten“ berichtet ÖBB-Sprecher Christopher Seif. „Ich bin selbst jeden Tag am Bahnhof, habe mich aber noch nie bedroht gefühlt.“

„Kein Bedarf“

Für eine Bahnhofs-Inspektion gebe es „absolut keinen Bedarf“ heißt es bei der Stadtpolizei. Nicht eine Dienststelle sorge für Sicherheit, sondern Überwachung und die sei durch drei Polizeiinspektionen in 500 Metern Luftlinie gegeben. Der Bahnhof sei zwar „ein Sammelpunkt von Problem-Jugendlichen“, falle aber in der Kriminal-Statistik nicht alarmierend auf.

Kommentare