Pflegemängel: Vier Bewohner aus Seniorenheim verlegt

Symbolbild
Land stellte Überforderung fest. Betreiber muss nun neues Konzept vorlegen.

Offene Stellen, eitrige Zehen, ein schlechter Allgemeinzustand – so schildern Angehörige und Freunde einer Bewohnerin des nö. Seniorenheims Gambrinus in Baden den Zustand der Seniorin.

Am 28. Februar wurde die Frau in eine andere Pflegeeinrichtung verlegt. Sie ist nicht die einzige: Vier Bewohner wurden umgesiedelt, nachdem das Land NÖ bei einer Routinekontrolle im Jänner Missstände festgestellt hatte. Nach einer Krisensitzung im Land und einem Gespräch mit dem Betreiber muss dieser bis Ende nächster Woche ein Konzept vorlegen. Auch ein Aufnahmestopp wurde verhängt, wie Elisabeth Kapral, Leiterin der Abteilung Sanitäts- und Krankenanstaltenrecht erklärt. Der Heimbetreiber spricht von Überforderung.

Gewalt gegen die Pflegebedürftigen oder Vernachlässigung hat das Land nicht feststellen können, zuletzt habe sich aber der Pflegebedarf der Bewohner erhöht. "Die Pflege konnte da nicht mehr mithalten." Zudem habe es laut Kapral eine große Fluktuation der Mitarbeiter – viele pendeln aus Ungarn oder der Slowakei ein – gegeben. Gerade im Pflegebereich sei Kontinuität für eine optimale Betreuung aber wichtig, erklärt die Expertin. "Formell hat es weitgehend gepasst, aber es bestand die Gefahr, dass es zu einem Pflegemissstand kommt." Der Großteil der Bewohner werde angemessen betreut.

Frühwarnsystem

Auch Patientenanwalt Gerald Bachinger bestätigt, dass Pflegestandards nicht eingehalten wurden. Bei dem im Vorjahr installierten Frühwarnsystem für Pflegemissstände war das Heim ebenfalls Anfang des Jahres aufgetaucht. "Wir beurteilen nach einem Ampelsystem. Bei unserem ersten Besuch leuchtete es bereits dunkelgelb", sagt Bachinger.

Experten überprüften das Haus Gambrinus, "was sehr schnell dazu geführt hat, dass die Ampel auf Rot springt." Bachinger wandte sich an die Pflegeaufsicht des Landes. Aus seiner Sicht, ist die Betreuung von Menschen mit hohem Pflegebedarf "nicht die Zukunft des Heimes".

Dass Bewohner wund gelegen sein sollen, ist Bachinger nicht bekannt. An ihn hätten sich noch keine Angehörigen gewandt. Doch selbst Heimbetreiber Roland Jakel räumt hier Probleme ein. "Deshalb haben wir gesagt, es ist nicht möglich die Betroffenen optimal zu betreuen." Er macht vor allem Personalprobleme verantwortlich. "Es ist schwer, passende Leute zu bekommen", sagt er. Oft passe die Qualifikation am Papier, aber die Eignung fehle. Mitunter mangle es auch an bei den Mitarbeitern ab Deutschkenntnissen. Jakel schließt auch eine Neuorientierung mit einem neuen Betreuungskonzept nicht aus. Insgesamt arbeiten im Seniorenheim Gambrinus 40 Mitarbeiter, 21 Pflegebedürftige werden betreut.

Kommentare