"Pflanzenschutz ist notwendig"

Die linke Feldhälfte wurde mit Pflanzenschutzmitteln bearbeitet, rechts dringt bereits Unkraut durch.
Die Bauern im Weinviertel wünschen sich einen sachlichen Dialog über Pflanzenschutzmittel.

Der Aufschrei vor einem Jahr war groß. Die Bienen sind den Österreichern einfach ans Herz gewachsen. Die Folge war ein Verbot von Neonicotinoiden für die heimische Landwirtschaft. In den vergangenen Wochen klagten bereits die ersten Bauern über große Ernteausfälle. "Beim Kürbis habe ich fünf Hektar neu anbauen müssen, da war alles komplett weggefressen", führt Landwirt Reinhard Hemrich beispielhaft für viele seiner Kollegen an.

Um die Öffentlichkeit auf die Auswirkungen aufmerksam zu machen, hat die Erzeugergemeinschaft Zistersdorf (egz) einen kreativen Weg gewählt. In Niedersulz wurden im Vorjahr acht verschiedene Schaufelder, mit jeweils unterschiedlichen Früchten angelegt. Eine Hälfte wurde mit Pflanzenschutzmitteln bearbeitet, den anderen Teil hat man komplett natürlich gedeihen lassen.

Die Folgen sind nun für jedermann ersichtlich. Während auf dem bearbeiteten Streifen der Ertrag groß ist, hat daneben das Unkraut überhand genommen. "Früher wurde das händisch entfernt, aber dafür gibt es heute nicht mehr die Kapazitäten", führt Rudolf Purkhauser von der IG Pflanzenschutz an. Aber nicht nur der Ertrag, sondern auch die Qualität der Früchte leidet darunter. Bei einer zu geringen Qualität wird die Ware aber wiederum für die Industrie uninteressant. Für Purkhauser trage letztlich auch der Konsument dazu bei, weil für ihn die Semmel jeden Tag gleich auszusehen habe.

Ein zweiter Aspekt, der den Ertrag schmälert, sind Krankheiten. "Wenn ein Mensch krank wird, ist es ganz normal, dass man zum Arzt geht", stellt Hemrich einen Vergleich an. Auf dem Feld würden eben die Bauern diese Funktion übernehmen.

Ein Blick in die Geschichte zeigt jedenfalls, dass schon die Sumerer vor 5000 Jahren nach effizienten Pflanzenschutzmitteln gesucht haben. "Sogar mit Arsen wurde seinerzeit experimentiert", sagt Siegrid Steinkellner von der Universität für Bodenkultur. Seither hat sich das Angebot zwar um ein Vielfaches erhöht, allerdings wurde auf Manches wieder freiwillig verzichtet oder verboten. Zu Recht, hält Hemrich fest: "Schließlich wollen wir die Pflanzen ja schützen und nicht vergiften."

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