Pfarrer wirft Homosexuellen raus

Pfarrer wirft Homosexuellen raus
Der Behinderten­betreuer wurde in den Pfarrgemeinderat gewählt. Die Kirche negiert das Ergebnis. Die Erzdiözese will den Fall prüfen.

Ein 26-jähriger Behindertenbetreuer aus der kleinen Weinviertler Gemeinde Stützenhofen im Bezirk Mistelbach wurde am Sonntag im Rahmen der Pfarrgemeinderatswahlen mit großer Mehrheit in dieses Gremium gewählt. Der örtliche Pfarrer weigert sich allerdings, das Ergebnis zur Kenntnis zu nehmen. Der Grund: Florian Stangl, 26, ist bekennender Homosexueller und lebt in einer behördlich eingetragenen Partnerschaft. Das weiß der ganze Ort. „Nachdem wir unsere Partnerschaft vor der Be­hörde geschlossen hatten, luden wir zu uns nach Hause zu einem Fest ein, zu dem mehr als die halbe Ortschaft kam“, erinnert sich der Akademiker.

Da von den ursprünglich sechs amtierenden Pfarr­gemeinderäten drei nicht mehr kandidieren wollten, hielt man in Stützenhofen, um geeignete Kandidaten zu finden, eine Vorwahl ab. 43 Namen wurden insgesamt vorgeschlagen. Stangl wurde von 14 Ortsbewohnern namentlich genannt. „Ich hab’ mich nicht um diese Funk­tion bemüht. Nach der Vorwahl hat man mich aber angerufen und gefragt, ob ich kandidieren möchte. Ich hab’ um eine kurze Bedenkzeit gebeten, um mich mit meinem Partner zu beraten. Der hatte nichts dagegen und so hab’ ich mich halt auf die Liste schreiben lassen“, erzählt Stangl.

Zur großen Überraschung aller stimmten von 142 Wahlberechtigten gleich 94 für Stangl – so viele Stimmern wie er erhielt keiner.

Stangl: „Am Abend vor der Wahl hat mich Pfarrer Gerhard Swierzek ange­rufen und mir mitgeteilt, dass meine Kandidatur laut Kirchenrecht nicht möglich sei. Aber was hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch machen sollen?“

Pfarrer Swierzek betont im Gespräch mit dem KURIER, dass er persönlich nichts gegen Stangl habe, keine negativen Gefühle hege. Noch am Sonntag habe er Stangl beim Fastensuppenessen die Hand gereicht. Aber: Laut Kardinal Christoph Schönborn ist es nach kirchlichem Recht nicht möglich, dass ein Homosexueller, der in einer aufrechten Partnerschaft lebe, das Amt eines Pfarrgemeinderates ausübe, sagt der Pfarrer.

Schönborn ist zurzeit verreist und wird erst am Freitag in Wien zurückerwartet.

Diözese will prüfen

Die Erzdiözese will den Fall erst einmal untersuchen, sagte Sprecher Michael Prüller zur APA. Er verwies auf angeblich unterschiedliche Aussagen in dem Fall. Rein kirchenrechtlich könnte der Pfarrer sogar recht behalten. Eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft weiche zu stark von den kirchlichen Vorgaben ab. Trotzdem, so betont Prüller, seien Homosexuelle - "wie alle anderen Menschen" - willkommen.

Laut Erzdiözese Wien besteht nun sogar die Möglichkeit, dass die Pfarrgemeinderatswahl in Stützenhofen gänzlich aufgehoben werde müsse. "Eine ganze Reihe von Dingen ist nicht ganz korrekt abgelaufen", so Prüller. So müssten schon geraume Zeit vor der Wahl die Voraussetzungen der Kandidaten geklärt werden. In diesem Fall sei dies offensichtlich erst einen Tag vorher geschehen.

Die Gemeinde habe mit der Wahl des Pfarrgemeinderats nichts zu tun, betonte Drasenhofens Bürgermeister Reinhard Künzl (V), dem auch die Gemeinde Stützenhofen untersteht. Der 26-Jährige sei aber in jedem Fall ein "super Bursch", im Ort integriert und "als Mitarbeiter ein Gewinn". Den Rückhalt der Bevölkerung habe er hundertprozentig. Sollte es aber Wahlrichtlinien geben, laut denen eine eingetragene Partnerschaft ein Ausschließungsgrund für eine Kandidatur sei, müsse sich die Kirche aber wohl daran halten.

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