Petrovic will "Gemetzel am Wochenende" verbieten

74 Jagdgatter gibt es noch in NÖ: Sie werden jetzt kontrolliert.
"Blutrausch" von "Freizeit-Pistoleros": Grünen nehmen Pernkopf ins Visier. Jagdgatter werden kontrolliert.

"Es ist jetzt ein Punkt erreicht, wo selbst Jäger, die ja auch auf Tiere schießen, sagen: Das trage ich nicht mehr mit." Madeleine Petrovic, Grün-Abgeordnete in NÖ und Chefin beim Wiener Tierschutzverein bebt fast vor Zorn. "Wir sagen: Schluss mit der Gatterjagd! Es stinkt zum Himmel."

Die Bilder und Videos, die Tierschützer rund um den Aktivisten Martin Balluch in den vergangenen Wochen angefertigt haben, machen Petrovic fassungslos. "Man hetzt eine Hundemeute auf wehrlose Wildtiere, die nicht rauskönnen. Rebhühner kommen aus ausländischen Züchtereien kurz vor der Ballerei in Kisten ins Jagdgatter und dann taumeln sie dort Freizeit-Pistoleros vor die Flinten."

74 Jagdgatter gibt es in Niederösterreich noch. Die Gatterjagd ist in dieser Form nur noch in NÖ und im Burgenland erlaubt, kritisieren die Grünen. Jetzt sei energisches Auftreten des schwarzen Umweltlandesrates gefordert. Petrovic: "Ich weiß, es ist hochgradig unangenehm, wenn man Druck von der eigenen Klientel bekommt. Aber das ist halt der Job eines Politikers."

Niederösterreich hat im vergangenen Jahr sein Jagdgesetz in Bezug auf Gatterjagden geändert. Neue Jagdgatter werden nicht mehr genehmigt. Außerdem dürfen neue Tiere nur "zur Blutauffrischung" in Gattern ausgesetzt werden. Anlieferung zum Abschuss ist damit nicht mehr erlaubt. "Zusätzlich wurden die Regelungen und Auflagen für bestehende Gatter massiv verschärft", sagt ÖVP-Mandatar Richard Hogl. Auf Anweisung des zuständigen Landesrats Stephan Pernkopf laufen in bestehenden Jagdgattern bereits umfassende Kontrollen.

Ethik

Das Jagdrecht ermögliche waidgerechte Jagd, sagt Petrovic. "Die Freizeit-Ballerei, der Blutrausch, das Gemetzel am Wochenende hat aber in einer ethisch fundierten Rechtsordnung nichts verloren." Die Gatterjagd diene nur dazu, Abschüsse an jene zu verkaufen, die keinen Bezug zu Wald und Wild hätten.

Die Einsätze der Tierschutz-Aktivisten lobt Petrovic ("mutige Leute"). Sie hätten die volle Unterstützung der Grünen im Landtag. Dass jetzt Feldwege im Umfeld von Gatterjagden gesperrt würden, um die Aktivisten fern zu halten, verurteilt sie. "Das heißt ja nur, man soll es nicht mehr sehen, was da passiert."

Ein Totalverbot von Jagden hält Petrovic für "nicht mehrheitsfähig" und fordert sie deshalb nicht.

Das Argument, für Vorgänge auf Privatgründen gebe es keine rechtliche Handhabe, zählt für Petrovic nicht: "Wo hat jemand auf das Eigentumsrecht geachtet, als es gesetzliche Änderungen beim Rauchen oder beim Bausparen gab?"

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