Pflegeheim-Patienten gequält: Ermittlungen

Klingt gut, hat aber einen Haken: Wenn etwa der Betroffene in ein Pflegeheim muss und die Kosten nicht decken kann, können die Behörden auf das Fruchtgenussrecht zugreifen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen "mehrere ehemalige Beschäftigte" des Heims im Bezirk St.Pölten.

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat "gegen mehrere ehemalige Pflegekräfte" eines privaten Pflegeheimes im Bezirk St. Pölten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es gehe um den Verdacht des Quälens oder Vernachlässigens wehrloser Personen, sagte Behördensprecherin Michaela Obenaus am Mittwoch. Die ZiB2 hatte am Dienstag über den Fall berichtet.

Demzufolge war der Verdacht am vergangenen Freitag bekannt geworden und habe sich am Montag erhärtet, worauf Anzeige erstattet wurde. Vier - inzwischen ehemalige - Beschäftigte sollen pflegebedürftige Menschen beschimpft und grausam behandelt haben. Unter anderem sei einer Frau mit den begleitenden Worten, dass sie stinke, Haarspray ins Gesicht gesprüht worden, auch Kot soll in einen Mund gestopft worden sein.

Polizei verständigt

Laut Obenaus wurde am Montag eine Sachverhaltsdarstellung der Leitung des Heimes an die Polizei übermittelt. Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes stünden am Anfang. Mit ersten Ergebnissen werde kommende Woche gerechnet, sagte die Sprecherin.

Laut ZiB2 wurden vier Pflegekräfte fristlos entlassen. Das ist auch der Informationsstand von Pflegeanwalt Gerald Bachinger, dem es um "lückenlose Aufklärung" des Falles geht, wie er am Mittwoch zur APA sagte. Der Geschäftsführer des Heimes habe ihn am Dienstagnachmittag informiert. Es müsse eine Ursachenanalyse vorgenommen werden, wie es trotz Überprüfungen durch die Volksanwaltschaft, die Pflegeaufsicht des Landes und den Verein für Sachwalterschaft und Patientenanwaltschaft sowie interne Sicherheitseinrichtungen in Heimen "dazu kommen konnte", betonte Bachinger.

Betreiber "schockiert"

Man sei über den Vorfall "schockiert", sagte Christin Zwittnig, Sprecher des Pflegeheimes im Bezirk St. Pölten, am Mittwoch auf APA-Anfrage. Es gehe nun auch darum, das Vertrauen der Bewohner der Einrichtung und deren Angehörigen aufrecht zu erhalten. In dem Heim seien insgesamt 90 Personen in der Pflege tätig. Vier seien entlassen worden, bestätigte der Sprecher.

Laut Zwittnig hatte eine Kollegin am vergangenen Freitagabend gegenüber einer Vorgesetzten Verdachtsmomente hinsichtlich Fehlverhaltens geäußert. Zwei Mitarbeiter seien daraufhin zunächst vom Dienst freigestellt worden. Weil sich der Verdacht am Wochenende "leider" erhärtet habe, seien am Montag vier Personen entlassen worden. Es gebe "triftige Gründe", betonte der Sprecher.

Ebenfalls noch am Montag sei Anzeige erstattet worden. Zudem seien Angehörige informiert worden, sagte Zwittnig zu dem Fall, mit dem man "transparent umgehen" wolle. In dem seit mehr als 100 Jahren bestehenden Heim gibt es dem Sprecher zufolge 114 Betten.

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