Österreichischer Wein muss es sein

Die heimische Weinwirtschaft spürt noch nichts von der Krise und hat ein schwieriges Jahr bravourös gemeistert.

Die wirtschaftliche Krise war auch bei der Jahrespressekonferenz der Österreichischen Weinmarketing Gesellschaft zentrales Thema: "Wein trotz(t) der Krise" war das Motto des Abends. Und das obwohl noch keinerlei Auswirkungen spürbar wurden. Weinbau-Präsident Josef Pleil meinte scherzhaft, dass die Österreicher erst beim Weltuntergang zu Höchstleistungen angespornt werden und das jetzt zum Tragen komme. Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich sieht dies weniger polemisch und erkennt die reale Bedrohung, versucht diese aber durch gezielte Förderungsmaßnahmen zu lindern.

Pleils Parabel

Ein hoher Beamter kommt seit Jahren auf ein burgenländisches Weingut und kauft dort den Top-Wein, der dort zwölf Euro kostet. Die Weltwirtschaftskrise berührt ihn persönlich nur über die Schlagzeilen, aber trotzdem kauft er seitdem nur noch Weine um sechs Euro. "Der spürt noch nichts von der Krise, aber er sieht sie kommen. Deswegen sauft er noch kein Wasser aus dem Neusiedlersee, aber er kauft günstiger ein". So komprimiert interpretiert der Weinbaupräsident Pleil die Wirtschaftskrise für den österreichischen Heimmarkt.

Exportboom hält an

Ganz so schwarz-weiß malt Willi Klinger, der Chef der Österreichen Weinmarketing Gesellschaft (ÖWM), nicht. Er skizziert viel mehr die Erfolge des Weinjahres 2008 mit neuen Rekordzahlen im Export: 113 Millionen Euro Gesamtumsatz bedeuten ein sattes Plus von 8,5 Prozent beim Weinexport im Vergleich zum Vorjahr. Erklärtes Ziel für das nächste Jahr sei mehr Aktivität in den Märkten der Drittländer, also außerhalb der EU. Klinger freut sich über ein zartes Plus beim Mengenanteil des inländischen Weins beim Heimkonsum: Mittlerweile sind es genau drei Viertel, was einem Zuwachs von einem Prozent entspricht. Ausländische Weine machen nur noch ein Viertel aus.

Es wird gefördert

Der neue Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich will den eingeschlagenen Kurs beibehalten: Mehr Herkunftsmarketing und volle Ausnützung des EU-Fördervolumens. Investiert soll in Absatzförderung auf Drittlandsmärkten, in Förderung von Investitionen und in Umstrukturierungsmaßnahmen in den Weingärten und in den Kellern werden. Das Fördervolumen beträgt bis 2014 stattliche 72 Millionen Euro.

Das Weinjahr 2008

Weinbaupräsident Pleil berichtet von einem extrem wechselhaften und anspruchsvollen Weinjahr: Viel Niederschlag, pessimistische Prognosen, aber ein Happy End. Bei allen Widrigkeiten soll der Herbst versöhnlich gewesen sein und die Qualitäten bei guter Arbeit sehr gut. Die Erntemenge soll ob der vielen Feuchtigkeit deutlich über jener der letzten Jahre liegen. Und das obwohl die Trauben mehr als in anderen Jahren unter Krankheiten gelitten haben und viele Bio-Bauern aufgaben und wieder auf konventionelle Bewirtschaftung umgestiegen sind.

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