NÖ: Gleiche OP-Wartezeiten als Ziel

Mit der Versorgungsdichtemessung sollen auch die Wartezeiten optimiert werden
Bei einem Pilotprojekts wird tatsächlicher Versorgungsbedarf in den Regionen erhoben.

Kann es vom Wohnort abhängen, wie schnell Patienten eine Katarakt-Operation oder eine Knie- und Hüftprothese bekommen? In Niederösterreich derzeit schon. Patienten mit Grauem Star etwa, brauchen im Waldviertel einen langen Atem. Die Wartezeit beträgt in Horn, wie berichtet, 455 Tage. In Wiener Neustadt ist man nach 315 Tagen dran. In der Tagesklinik in Klosterneuburg sind es 63. Bei Hüft- oder Knieprothesen wartet man im Spital Scheibbs 265 Tage auf eine OP.

Das will die NÖ Landeskliniken-Holding verbessern. Künftig soll die Wahrscheinlichkeit, eine OP zu bekommen, stets die gleiche sein – unabhängig vom Wohnort. Erstmals in Österreich wird dafür ein Modell zur sogenannten "Versorgungsdichtemessung" umgesetzt. "Wir haben bis dato wenig Infos, wie viel an medizinischer Leistung für die Patienten überhaupt notwendig ist", erklärt Karl Wagner von der Abteilung Versorgungsplanung. Nun soll der tatsächliche Bedarf von planbaren Eingriffen im gesamten Einzugsgebiet der jeweiligen Spitäler erhoben werden. Mit dem Modell könne man dann erkennen, wo mehr und wo weniger Versorgung stattfinde, erklärt der Experte. In Spitälern wo etwa mehr operiert wird, werden dann die Gründe erhoben. "Es kann sein, dass das epidemiologische Gründe sind oder es mehr zuweisende Ärzte gibt." In einem zweiten Schritt werden die Kriterien für die jeweiligen OPs begutachtet. "Uns ist es wichtig, dass es niederösterreichweit die gleichen sind", sagt Wagner. Also könnten sie in Einzelfällen angepasst werden. Leistungskürzungen seien das aber nicht. Das erklärt auch Patientenanwalt Gerald Bachinger: Neben medizinischen könnten auch soziale Kriterien einfließen und im Optimalfall zu kürzeren oder keinen Wartezeiten führen, "für jene für die eine OP notwendig ist".

Hotline

Wie sich das genau auf die Wartezeiten auswirke, ist laut Holding aber noch unklar. Patienten, die aus medizinischen Gründen eine zeitnahe OP brauchen, erhalten diese schon jetzt, wird betont. Generell werden in NÖ die Wartezeiten für Knie- und Hüftprothesen sowie Katarakt-OPs auf der Homepage der Holding veröffentlicht. Zusätzlich können Patienten auch Wartezeiten zu anderen planbaren Eingriffen über eine Hotline erfragen, um gegebenenfalls auf ein anderes Spital auszuweichen.

Bachinger begrüßt das Projekt. "Es gibt Hinweise, dass mancherorts zu viele Hüft- und Knieprothesen gemacht werden." Man müsse sich den tatsächlichen Bedarf anschauen. Beim Katarakt sieht er aber eine Unterversorgung. "Einen alten Menschen, der Gefahr läuft zu stürzen, kann man nicht ein Jahr warten lassen."

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